[8856 km] Habarovsk: Zeit für Plan B!
Nach der Ankunft in Habarovsk gab es für uns drei statt der zwei gewohnten Aufgaben:
- Hostel suchen
- Fähre nach Fuyuan buchen
- Nahrung besorgen
Wer es nicht bereits geahnt haben sollte: Punkt Nummer zwei steht für gewöhnlich nicht auf der Tagesordnung. Dieser müsste eigentlich auch lauten “Herausfinden, ob denn auch wirklich Fähren nach Fuyuan fahren, und bei Erfolg buchen.“ Aber wir sind ja Optimisten!
Die Suche nach dem Hostel zeigte sich schon schwieriger als erwartet! Erstmal mit der modernen Straßenbahn in die Stadt fahren:
Einfach Nummer zwei im Innenhof der angegebenen Adresse lautete die Wegbeschreibung. Prinzipiell nicht weiter schwierig. Wir waren in einem Hinterhof, dann wieder woanders, dann wieder im Hinterhof, und ich dachte ich hätte den Eingang Nummer zwei ausfindig gemacht. Nach einigen Minuten kam dann sogar jemand runter, der und einigermaßen wortlos hineinließ und nach oben begleitete. Eigentlich konnte er nicht allzu verwundert gewesen sein, der Anblick des Eingangs ist nicht übermäßig einladend…
Danach ging es auf Suche nach der Fähre, auf zum Hafen! Erster Versuch: eine kleine Containerbude direkt am Anleger: Nein, es wird Richtung Land gezeigt. Zweiter Versuch im großen Hafengebäude: Nein, es wird Richtung Fluss gezeigt.
Hmm… Unsere blinden Augen entdeckten dort dann eine Ansammlung von Containern, die wohl kleine Reisebüros sind.
Insgesamt standen dort mindestens 10 solcher Container… Teilweise waren chinesische Schriftzeichen außen angebracht, das sahen wir als beste Chance. Die ersten zwei haben uns direkt abgewiesen. In ser dritten Hütte wurde immerhin die Existenz einer Fähre bestätigt. Die Dame wollte unsere Pässe sehen, direkt nach dem Aufklappen dieser lehnte sie aber jede weitere Zusammenarbeit ab. Auch meine Hinweise auf unsere vorhandenen China-Visa waren ihr nicht genug.
So schnell geben wir natürlich nicht auf, an einer anderen Hütte sahen wir das verheißungsvolle Wort: Фуюань! Dort also den nächsten Versuch gestartet, er brachte uns nach nebenan… Und dort war man tatsächlich bereit uns nach Begutachtung unserer Visa und einigen Telefonaten mit China zwei Tickets zu verkaufen! Hier war dann aber doch der im Titel erwähnte Plan B erforderlich: Am Samstag gibt es keine Fähre (vielleicht weil Wochenende ist, post aufgrund des Feiertags, oder die Fähren an diesem Tag sind ausgebucht, oder…), wir müssen also schon am Freitag, den 30. um 15 Uhr fahren.
Das ist insofern verschmerzbar, da wir unser Hostel in Habarovsk wegen genau dieser Möglichkeit nur für eine Nacht gebucht hatten. Das China-Visum ist nicht an einen bestimmten Tag gebunden (bzw. Eintritt ab drei Monate nach Ausstellung), beim Beantragen hatten wir sowieso den 30.9. angegeben. Mein Russland-Visum läuft aber nur bis zum 1.10., ein improvisierter Plan C hätte mir also vielleicht leichte Probleme gemacht.
Damit gab es auch etwas Zeit die Stadt zu erkunden! Habarovsk ist eine überraschend nette und hübsche Stadt! Viele Parks, einige hübsche alte Gebäude, eine Uferpromenade… Nichts aus der Kategorie “Muss man gesehen haben“, aber genug hübsche Orte um sich nach den Zugtagen wieder etwas Bewegung zu verschaffen!
An der Uferpromenade konnte Arne bei meiner Panoramaaufnahme leider nicht stillstehen:
(Das alte Lied, klicken zum Vergrößern)
Mindestens zwei Kirchen gab es auch, die größere in einem merkwürdigen… stalinistischen Stil, was ich für ziemlich einmalig halte:
Auch bei Nacht durchaus sehenswert!
Das Stadtbild war angenehm hübsch gehalten:
Wie oben beschrieben, insgesamt eine gute Fußgänger-Stadt! Das geplante abendliche Bier-Selfie musste leider ausfallen, da wir kalte Füße bekamen. Nicht wörtlich (wie vermutlich erwartet), sondern tatsächlich sprichwörtlich. Das Bier haben wir auf einer Parkbank nahe eines Sees getrunken – dort gab es auch in direkter Nähe einen Tretbotverleih, an dem wir ein wenig das Treiben und Fahren beobachteten. Nach einiger Zeit kam der Verleiher zu uns rüber, und sagte irgendetwas von Politsia – ein Stück entfernt hatte Arne einen Polizeicontainer gesehen, wir dachten er wollte uns freundlich darauf hinweisen dass die Polizei uns sehen könnte (da trinken in der Öffentlichkeit in Russland wohl tatsächlich verboten ist). Ich habe meine Flasche etwas weniger sichtbar positioniert, nach zwei Minuten ging er dann in Richtung des Polizeicontainers davon… Das war wohl doch keine so freundliche Warnung! Wir haben entsprechend das Weite gesucht und woanders unser Bier getrunken (und nach Polizisten Ausschau gehalten). Wir sind halt echte Outlaws!
So brachten wir die eineinhalb Tage mit etwas Sightseeing um… Erwähnenswert (da bis dahin echtes Highlight des Tages) beim Frühstück, nachdem uns die russische Karte gereicht wurde:
„Do you have an English menu?“
„No.“
„Oh… But yesterday you had one!“
„Yes.“
„…“
Um etwas vorzufassen, ich schreibe diesen Eintrag aus unserem chinesischen Hotel. Wir haben es sicher hierher geschafft, aber das wie verdient einen eigenen Eintrag… Den gibt es entsprechend in den nächsten Tagen!