Zieleinlauf: Budapest
Am Montag, den 27. Mai, ließ ich mir morgens etwas Zeit mit dem Aufstehen… Gegen 6 Uhr begann ich mit dem Packen und Zeltabbau. Etwas, das ich so schnell nicht vermissen werde. Von den anderen Radlern auf dem Platz brach nur der eine Nicht-Schwabe ähnlich früh wie ich auf. Gesehen habe ich ihn danach aber nicht mehr, also fuhr er entweder eine andere Strecke als ich, oder war mit seinem Klapprad noch viel fixer als ich unterwegs!
Der Donau-Radweg in Ungarn startete… schwierig. Zuerst ein schlechter Radweg für ein paar Kilometer, dann ging es 15 Kilometer lang auf einer stark befahrenen Straße entlang. Laut meinem GPS-Track sollte ich bei Dömös mit der Fähre übersetzen, den Fähranleger fand ich auch – nur eine Fähre war nicht unbedingt zu sehen. Was macht man in so einer Situation?
Mein Datenvolumen ist leider immer noch aufgebraucht – Textnachrichten gehen aber noch. Also habe ich den Applikationssupport meiner Arbeitskollegen in Anspruch genommen und recherchieren lassen. Ergebnis: Die Fähre fährt seit 2021 nicht mehr, ein Stück weiter bei Visegrad gibt es aber die nächste. Top Supportleistung!
Also ging es weiter auf der viel befahrenen Straße, aber jetzt immerhin mit Koffein im Blut. Diese Fähre gab es dann auch wirklich
und nach 15 Minuten Wartezeit war auch Abfahrt. Kurz nach dem Ablegen dachte ich erst „Komisch, das Kapitänshäuschen schaukelt anders als der Rest der Fähre“ und dann „Cool, die haben einfach einen Ponton an eine alte Passagierfähre gebunden und fertig ist die Autofähre!“ Das war aber nur die halbe Wahrheit, denn beim Anlegen auf der anderen Uferseite schon der Kapitän den Ponton mit dem einen Ende aufs Land, warf die Leinen los, und hielt dann so den Ponton in Position:
Als Hobbyseefahrer war ich natürlich begeistert von diesem Manöver, vermutlich war ich damit aber auch alleine. Danach ging es auf Radwegen zweifelhafter Qualität weiter, überwiegend von der Kategorie aneinandergereihte Betonplatten. So etwas behindert etwas das Vorankommen: auf gutem Asphalt fahre ich auch mit Gepäck entspannt über 20km/h, hier eher so 17. Mehr Sorgen macht mir aber eine meiner hinteren Packtaschen, bei der sich bereits irgendwo in Deutschland die Basisplatte gelöst hatte. Jeden Tag morgens dachte ich mir seitdem „Wie lang das wohl noch gutgeht…“, und mit jeder Erschütterung wuchsen meine Sorgen…
So sollte das nicht aussehen. Man beachte meine Kabelbinder-Stützversuche, die sind aber nach kurzer Zeit auch einfach gerissen. Diese spezielle Tasche hat 7 Jahre tägliche Fahrten zur Arbeit hinter sich, dass sie gerade auf dieser Tour so schwächeln musste, ist unangenehm. Die Sorge um die Packtasche bremste also zusätzlich leicht.
Gut, soweit zu den Problemen mit dem Radweg. Das ganz wunderbare: die Ungarn haben den Weg zu großen Teil mit Schatten angelegt! Es gab zwar auch mal Strecken in der prallen Sonne, aber vor allem auch viele Wälder… Jetzt wusste ich wieder, was mich in den letzten drei Fahrrad m Fahrradtagen (also seit irgendwo in Niederösterreich) so Motivation gekostet hatte! Das ständige Fahren in der Sonne machte wirklich dermaßen platt, während das dauern an diesem Tag schon wieder eine Freude war.
In etwa 20 Kilometer vor dem Ziel begann dann die große Stadt – es ging durch Vororte und Industriegebiete wieder auf vielbefahrenen Straßen, kein schönes Fahren. Aber immer noch weniger anstrengend als in den Tagen zuvor. Um 13:38 konnte ich sie dann endlich sehen:
Die Innenstadt von Budapest kam in Sicht! So ließ ich mich dann auch noch etwas von meiner eigentlichen Route abbringen, um Ross und Reiter vor dem Ziel abzubilden:
Damit war die letzte Tagesleistung auch fast vollbracht: Die Reststrecke führte mich noch vorbei am Bahnhof, um ein Ticket für die Heimreise zu kaufen. Internationale Tickets mit Fahrrad und Umstieg bekommt man meistens nur am Schalter, und auch dort stellt das für die Mitarbeiter oft den Endgegner dar – so auch hier, ich habe gute 20 Minuten den einzigen internationalen Schalter blockiert und hatte hinterher einen großen Stapel Papier (Ticket Budapest – Stuttgart, ein Fahradticket, ein Fahrradbeleg(?), zwei Reservierungen, zwei Fahrradreservierungen und zwei Zahlungsbelege) in der Hand. Das sah für mich alles so weit korrekt aus, aber ich bin gespannt was das wird.
Danach musste ich mich noch ein wenig durch den Verkehr schlagen, und nach Ankunft am Campingplatz war auch dieser Abschnitt erledigt!
Zurückgehen soll es am Donnerstag, mir blieben also zwei volle Tage in Budapest zur freien Verfügung. Davor doch erstmal ein kleines
Fazit
Der Donauradweg ist wirklich schön – in Deutschland schon ganz gut fahrbar (wenn auch nicht direkt an der Donau), ist es eine schöne, überwiegend flache Tour durch Bayern. Es gibt sogar einige Campingplätze, aber hier habe ich durchgehend wild gestanden. Möglichkeiten gab es ausreichend. Ausgeschildert war der Weg auch gut, es geht also auch ohne Navi oder Smartphone, dann macht man aber potentiell einfach ein paar mehr Schlenker durch diverse Dörfer und Städte mit.
In Österreich ist es dann wirklich ein Qualitätsradweg. Fast überall vom Autoverkehr getrennt, durchgehend asphaltiert, und es existieren Einkehrmöglichkeiten ohne Ende. Entsprechend tummeln sich auch hier die meisten Touristen, und man kommt auch oft und viel ins Gespräch, wenn der Atem es hergibt. Die älteren Leute fahren dabei meistens eher vormittags (so von 7 bis 13 Uhr), die jüngeren tauchen dann am Nachmittag auf – die Hardcorefahrer mit 100km+ pro Tag sind natürlich den ganzen Tag unterwegs. Wild campen ist schwierig – Fluss, Radweg, Straße, Hang. Da bleibt kein Raum, sich zu verstecken. Ist in Österreich auch gar nicht gern gesehen soweit ich weiß, also lässt man es besser. Der Großteil der Radfahrer fährt dann auch nur bis Wien.
Slowakei: Hier habe ich glaube ich tatsächlich niemanden getroffen, der in Richtung Budapest unterwegs war. Eventuell haben alle die Strecke rechts der Donau in Ungarn gewählt. Darüber hatte ich aber schlechtes gelesen und gehört, darum blieb ich auf der linken Uferseite. Obwohl technisch verboten (aber geduldet, wie in Deutschland) ein Paradies zum wild campen. Möglichkeiten hätte es mehr als genug gegeben. Dafür praktisch keine Versorgungsmöglichkeiten, man sollte also etwas vorbereitet sein. Wasser war für mich persönlich etwas schwierig.
Ungarn: War ja nur ein Tag, siehe oben. Sehr durchwachsen, zur langen Strecke zwischen Bratislava und Esztergom auf ungarischer Seite kann ich nichts sagen.
Streckenleistung: Meine Güte, macht das bloß nicht wie ich! Wild campen ist super, aber die nächste Tour der Art mache ich lieber nicht alleine, da ich immer ein bisschen Probleme habe, mich zu bremsen.
Wer nur einen Teil fahren möchte: Passau – Krems ist glaube ich der mit Abstand schönste Abschnitt.
Beste Investition vor der Reise: mein neues Zelt!
Ich hatte mir primär ein neues Zelt zugelegt, weil mein altes in leuchtend rot nicht unbedingt das am besten getarnte war und hätte gar nicht damit gerechnet, dass der Unterschied so groß sein würde, aber das war es definitiv wert (zwei Eingänge, eine Menge Stauraum, viel Platz im Inneren, usw.).
Gut, es blieben also noch zwei volle Tage in
Budapest
Erst einmal: Mehrfach hintereinander ausschlafen und nicht packen zu müssen, war großartig! Dann ist Budapest wirklich nett, um ein paar entspannte Tage zu verbringen. Am ersten Tag machte ich den Stadtrundgang und startete auf der Fischerbastei.
Hübsch dort oben, mit guter Aussicht auf die Stadt!
Danach ging es über die bekannte Kettenbrücke über die Donau
zum Denkmal Schuhe am Donauufer.
Ein ernster Abschnitt… Die Schuhe erinnern an die Juden, die hier 1944 und 45 erschossen und in die Donau geworfen wurden. Die Schuhe mussten sie davor als wertvolle Gegenstände zurücklassen…
Danach führte es mich zum ungarischen Parlament, was bereits auf meinem Zieleinlauffoto im Hintergrund sichtbar ist.
Das wollte ich mir eigentlich gerne von innen anschauen, war aber leider auf Tage im Voraus schon ausgebucht. Dann eben anders…
In Budapest war es dieser Tage wirklich heiß, irgendwo oberhalb von 28 Grad. Perfekt also zum Herumsitzen, Bier oder Kaffee trinken, und Langos essen!
Wer es nicht vom Weihnachtsmarkt kennt: ein in Fett frittierter Fladen, bestreicht mit etwas Fett und dann fein mit Fett bestreut. Ein wunderbar schmackhafter, praktisch zuckerfreier Snack!
Außerdem unternahm ich eine Exkursion nach Szentendre, 20km nördlich von Budapest. An der Donau… Aber an der rechten Flussseite, die ich gemieden hatte. Ich hatte sogar über einen Fahrradausflug nachgedacht, aber dann von der Strecke gelesen (kein Radweg, fahren auf der vielbefahrenen Straße) und daher lieber dieses Transportmittel gewählt:
Wie es immer ist: wenn ich hier ein Foto von einem Zug einstelle, ist er voraussichtlich sehr alt und sehr langsam. So auch hier, der Zug stammt gefühlt noch aus Zeiten des Warschauer Pakt – großartig! Szentendre selbst war dann auch ein netter kleiner Ort!
Ungarn ist wenigstens dann auch mal ein bisschen fremdartiger als Bayern oder Österreich (wenn jetzt auch nicht viel). Abgefahren fand ich die Auswahl an merkwürdigen Radler-Varianten wie Wassermelone-Limette
oder auch Blaubeere-Himbeere.
Fazit: Ich bin mir nicht sicher, ob das sein muss. Außerdem wurde ich an einem Morgen davon geweckt, dass ein Haus an meinem Zelt vorbei fuhr.
Womit soweit das relevante erzählt sein sollte. Zum Abschluss gibt es noch einmal eine Gesamtübersicht über die gefahrene Strecke:
Zurück ging es dann wie angekündigt mit der Eisenbahn – und an dieser Stelle war ich bereits der Meinung, den Beitrag vollendet zu haben. Leider stand mein Zug nach München dann direkt vor der österreichischen Grenze ziemlich lange herum. Eine Stunde war es irgendwann, bis es hieß „Aussteigen, der Zug fährt zurück nach Budapest“… Also alle raus. Dort passierte aber auch nichts, außer dass irgendwann noch viel mehr Menschen dazukamen, die aus dem Zug eine Stunde später. Irgendwann kam dann auch die Information über einen eingerichteten Schienenersatzverkehr – man musste nur beim Schaffner nachfragen, um diese Information zu erhalten. „Fahrradmitnahme in den Bussen, oh je… Da nehmen Sie am besten den REX hier, der fährt direkt nach Bruck, und da kommen Sie nach Wien!“. Gut, also alle mittlerweile angesammelten 10 Fahrräder in die Regionalbahn, die dann aber nur einen Stopp nach Rajka fuhr. Dort deutete die Schaffnerin an: Umsteigen in den Zug dort vorne! Der Zug dort vorne war… Ich habe leider vergessen ein Foto zu machen. Ich glaube es war ZSSK Baureihe 810 (nur ein Wagen), wer einen Eindruck gewinnen möchte. 6 von 10 Fahrrädern konnten untergebracht werden…
Das war um 14:00, als ich eigentlich schon zwischen Linz und Salzburg sein sollte. In Bratislava angekommen fiel der Zug um 14:16 nach Wien aus. Von irgendwo kam die Information, da ginge heute nichts mehr, wir müssten zum anderen Bahnhof. Dorthin gefahren und erkundigt, was zu tun ist… Den Bus zum Ursprungsbahnhof zu nehmen, wurde uns geraten. Ich fragte woher denn die Info mit dem anderen Bahnhof kam
„Von dem Schichtarbeiter, der da auf dem Bahnhof war.“
„Der Typ mit der Bierdose in der Hand?“
„Ja…“
Geistige Notiz: Von jetzt an Entscheidungen selbst treffen. Also zurück zum Bahnhof Bratislava Petrzalka, durch das ganze Umherfahren hatten wir den Zug um 15:16 dann verpasst, der nächste ging um 16:16. Bis irgendwo in Österreich – dann hieß es wieder „Nächste Station ist Schluss, draußen steht der Schienenersatzverkehr“
Seufz.. wieder erkundigt: Fahrräder können nicht mit, aber es waren nur 2km zum nächsten Bahnhof. Also dorthin gefahren, und in den nächsten Zug nach Wien. Der kam um 17:09. Ich sollte in München auf den ICE nach Stuttgart warten um diese Zeit, stattdessen stieg ich in Parndorf in den RE nach Wien. Endlich in Wien angekommen, hieß es den Schalter finden und etwas 30 Minuten warten… Dann konnte ich zumindest noch eine Fahrradreservierung nach Salzburg ergattern für 19:28. Am Bahnsteig traf ich auch drei meiner Mitstreiter aus der Gruppe wieder – der Zug fuhr dann auch planmäßig und pünktlich durch.
Salzburg: Es hieß beeilen am Bahnsteig, um kurz nach 22 Uhr den RE nach München zu erwischen. Auch das klappte, und irgendwann gegen Mitternacht kamen wir in München an. Jetzt hieß es warten, und zwar über zwei Stunden… Um 2:38 Uhr fuhr der nächste Zug nach Stuttgart. Also habe ich gut zwei Stunden lang überwiegend mein Fahrrad spazieren geschoben, um wach zu bleiben. Für diesen IC hatte ich keine Fahrradreservierung, das konnte in Wien nicht gebucht werden. Schließlich traf er pünktlich ein, der IC nach Stuttgart, trotz der langen Anfahrt… Direkt aus Wien…
Um 5:22 Uhr am Freitagmorgen war ich dann endlich in Stuttgart. Budapest hatte ich als Ziel ausgewählt, weil man mit nur einem einzigen Umstieg nach Stuttgart kommen konnte. Stattdessen war ich mit 10 Stunden Verspätung und (wer nicht mitgezählt hat) sieben Umstiegen endlich daheim.