Siena
Von Florenz aus sollte es nach Siena gehen, in der potentiell anstrengendsten Etappe der Reise. Zwar hatte ich mir als Entfernung nur etwa 70km ausgerechnet, allerdings befanden sich zwischen diesen zwei Städten auch die hügeligste Strecke.
Die Fahrt begann, wie das eben so ist, verspätet. Grund war neben der natürlich von mir selbst vertrödelten Zeit die Tatsache, dass es genau in dem Moment als meine Taschen gepackt waren, in Strömen zu regnen begann. Direkt zur Abfahrt musste das natürlich nicht gerade sein.
Viertel vor neun hatte es sich dann soweit beruhigt, dass ich zumindest abfahren konnte. Beim Piazzale Michelangelo legte ich noch eine kurze Fotopause ein, um mich vorerst von Florenz zu verabschienden.
Bis auf den Regen war der Beginn der Fahrt sehr angenehm, es hörte sogar auf zu regnen!
Nach 30 Kilometern war ich in Greve in Chianti, einem kleinen Weinbaudorf (in dem jährlich, aber nicht gerade jetzt, ein Fest zur Weinernte stattfindet) angekommen. Leider aufgrund der bisher sehr hügeligen Strecke später als geplant, weshalb ich hier aber auf eine längere Pause verzichtet habe.
Bis hierhin war ich nach nach vorher heruntergeladenen GPS-Daten gefahren, und war einigermaßen überrascht, dass ich bisher ausschließlich auf Straßen unterwegs war. Die Fahrradkultur in Italien beschränkt sich praktisch ausschließlich auf Rennräder – In Florenz war ich vielleicht ein paar hundert Meter auf Radwegen unterwegs, die dann aber schonmal im Nichts enden und daher nicht gerade für’s Vorankommen förderlich waren. Ich ging daher davon aus dass meine GPS-Daten auch von einem Rennradfahrer waren, und testete daher die von Maps.me (auf OSM-Basis) berechnete Fahrrad-Route von Greve in Chianti aus. Das hätte ich nicht unbedingt machen sollen – ziemlich direkt führte mich die App eine fiese Steigung hoch. 300 Höhenmeter auf 3 Kilometer – 10% Steigung über eine solche Strecke mit Gepäck waren schon nicht sonderlich angenehm muss ich zugeben, und an den steileren Stellen musste ich, auch wenn ich es ungern zugebe, sogar teilweise schieben…
Danach ging es zwar ebenso steil wieder bergab, aber jeder weiß wie sowas endet… Es folgte wiederum ein 500-Meter-Anstieg über 14 Kilometer. Zwar weniger steil, aber 14 Kilometer ausschließlich bergauf fahren, kann sich ganz schön ziehen. Vor allem, auch wenn ich mich wiederhole: mit Gepäck! Auf diesem Anstieg traf ich sogar einen anderen Radreisenden aus der Schweiz, der in Richtung Rom unterwegs war.
Der Blick nach hinten sah einigermaßen bedrohlich aus, den Donner im Nacken versuchte ich zu überhören… Der Blick nach vorne sah deutlich beruhigender aus! Der Schweizer machte in Castellina in Chianti eine Kaffeepause, aufgrund des Donners trennten sich dann dort unsere Wege schon wieder, für mich ging es dann für die restlichen 25 Kilometer überwiegend bergab.
Nach 5 Stunden im Sattel (Pausen herausgerechnet) war die erste Fahrt dann auch vollbracht!
Wer ganz genau hinschaut, erkennt eventuell den aus meiner Sicht im Nachhinein etwas unnötigen Schlenker in Greve in Chianti… Egal, ich war angekommen in
Siena
In Siena war ich, ebenso wie in Florenz, zuletzt 2007 – damals mit einem schon gebrochenen, aber noch nicht diagnostizierten gebrochenen Fuß. Damals mussten wir die Stadt auch wieder nach ein paar Stunden verlassen, da gerade die „Salio de Siena“ (ein Pferderennen, bei dem die Stadtteile gegeneinander antreten) stattfand, und alle Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht waren.
Diesmal war ich etwas klüger und hatte immerhin am Vorabend eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert. In Siena blieb ich dann auch zwei Nächte, um mir die Stadt diesmal zumindest anschauen zu können. Am ersten Abend stand aber, der Fahrradtour entsprechend, erstmal nur Essen auf dem Programm – mit schöner Aussicht auf den Dom!
Danach gab es noch ein gemütliches Bier auf dem Piazza del Campo, und der Abend war auch schnell beendet!
Am nächsten Tag galt es dann tatsächlich die Stadt zu erkunden! Das Wetter war leider wieder recht durchwachsen, was eine Besichtigung des Doms geradezu erzwang. Tickets gab es mal wieder nur im Paket. Dom, Museum, Täufnerei, und Krypta waren das kleinste Paket.
Zuerst ging’s ohne Anstehen in den Dom:
Man sieht, voll war’s trotzdem.
Auf dem Fußboden befinden sich über 50 Marmor-Mosaike, die wohl den Großteil des Jahres zum Schutz abgedeckt sind – ich hatte Glück, und zumindest die meisten waren sogar aktuell freigelegt. Teilweise wirklich nett gestaltet!
Ansonsten gab’s das übliche, Seitenkapellen, Orgeln, viel zu große Gesangsbücher, usw.
Von oben herab auf das Innere der Kirche blicken dabei eine Reihe von Päpsten – wenn man sich diese etwas genauer anschaut, sehen allerdings gar nicht alle SO unglaublich glücklich darüber, anwesend zu sein – wie unser Freund Leo der Fünfte hier:
Nach der Kathedrale stand die Krypta auf dem Programm. Sozusagen der Gewölbekeller des Doms, mit Jesus Kreuzigungsgeschichte an die Wände gebracht. Hier hat früher der Bischof vermutlich seinen Wein gelagert, davon war aber leider keiner mehr da…
Die Täufnerei enthielt wieder mehr Fresken, Malereien und Statuen (man merkt eventuell an meinem Schreibstil, dass sich hier sowohl beim Besuch als auch beim Verfassen dieses Textes bereits eine gewisse Sättigung diesbetreffend eingetreten ist).
Im Museum erwartete ich ähnliches, hier gab es allerdings vollkommen überraschend einen kleinen Panoramaweg in luftiger Höhe! Also schnell diverse Wendeltreppen raufgezischt, und oben die Aussicht genossen!
Genossen? Na gut, vielleicht auch eher „genossen“…
In meiner Panik habe ich leider vergessen ein Foto von der Aussichtsplattform selbst zu machen – diese war nur einen (vielleicht eineinhalb) Meter breit, viel zu lang und vielvielviel zu senkrecht abfallend zu den Seiten hin. Ansonsten gab es im Museum auch wieder die üblichen Statuen etc.
Das Wetter klarte dann zum Glück aber irgendwann noch etwas auf, und mir wurde so langsam klar dass ich der vorgesehenen Hauptaktivität der Reise noch gar nicht wirklich ausgiebig nachgekommen bin: Rumsitzen und Kaffee trinken. Nach einigem weiteren mehr oder weniger planlosem Durch-die-Stadt-laufen kam ich also tatsächlich dazu, etwas Pause zu machen, Kaffee zu trinken, einen Blogeintrag (über Florenz…) zu schreiben und mich zu wundern, weshalb die Bananen im Supermarkt hier eigentlich nochmal extra in einer kleinen Schale verpackt und mit Platsikfolie umwickelt sind. Essen die Italiener die Schale mit?
Das ein oder andere Foto vom Piazza del Campo, dem Dom usw. habe ich natürlich schon noch gemacht, aber primär habe ich den Tag mit Kaffee und viel Essen ausklingen lassen.
Ein Gedanke zu „Siena“