Von Ober- nach Niederösterreich
Die Nacht auf den 22. Mai regnete bis morgens irgendwann nach 6 Uhr durch – was sehr zur Verbesserung meiner Schlafqualität beigetragen hat. Darauf bei Regen im Zelt schlafen zu können, hatte ich tatsächlich vor Abfahrt schon gehofft… Solange man dann nicht raus muss in den Regen. Und da ich nach 9 Stunden um 6 Uhr auch ziemlich ausgeschlafen war, war die Situation eigentlich optimal. Um 6 Uhr hatte ich noch im Zelt begonnen zu packen, konnte dann aber draußen weitermachen. Um zehn nach sieben startete also der Fahrradtag. Wer er bis jetzt noch nicht erahnen konnte: Ich steuere hart auf Wien zu. In etwa 290km nach Wien standen noch auf der Liste, also entweder drei sehr entspannte Tage oder zwei Tage voll durchziehen. Wir werden sehen, was es am Ende wird.
Zu Beginn war es also trocken, mich begrüßte dieser Kollege hier:
Außerdem fotografiere ich dieses Schloss:
Keine Ahnung was genau das war, aber mit Aussicht bauen können die Österreicher! Nach einer Weile hatte ich die Wahl zwischen der Strecke direkt am Fluss entlang, oder 10km zu sparen und ein paar hundert Höhenmeter mitzunehmen. Ich entschloss mich für die Höhenmeter, was glaube ich eine zeitlich gute Entscheidung war. Nur begann es leider direkt zu Beginn meiner Abfahrt, einigermaßen stark zu regnen, so dass ich in das Vergnügen kam, mit 40 durch den Regen ballern zu können. Es klarte aber wieder auf, ich traf einige andere Radler, konnte entspannt gegen 10 Uhr meinen Espresso kochen und das Zelt trocknen, die meiste Zeit hatte ich ein Panorama dieser Art:
Und kam dann an die erste Fahrradfähre. Eigentlich eine witzige Sache, aber gleichzeitig ein ziemlicher Zeitkiller. Bis die Fähre endlich auf unserer Seite der Donau war und es über den Fluss ging, verging eine ziemliche Ewigkeit. Ich habe mit ein paar Österreichern und ein paar Briten über das übliche geredet (woher kommt man, wo geht es hin, usw.), irgendwann konnten wir dann auch endlich auf die Fähre. Nun zum guten Teil, für den sich das Warten tatsächlich gelohnt hatte: Die Fähre wird von einem Kabel geführt, was ein Stück flussaufwärts sehr hoch gespannt wird. Über den Fluss kommt das ganze dann einfach nur durch Ruderlegen und die Strömung.
Die Plattform ruht auf zwei Rümpfen, das eine Kabel ist vorne in der Mitte befestigt, die Fähre ist also drehbar um den Kabelkontaktpunkt. Jetzt die Quizfrage: In welche Richtung muss der Steuermann das Ruder legen, um von einer Seite auf die andere zu kommen? In Richtung des Ufers von dem er weg möchte, oder in Richtung des Ufers zu dem er hin möchte? Auflösung vielleicht im nächsten Beitrag wenn ich daran denke, oder in einem späteren wenn irgendwer mich daran erinnert.
Es ging also weiter, ich redete bei Abfahrt noch kurz mit drei Rennradfahrern (und habe nicht verstanden, wohin sie heute wollten), die drei waren aber natürlich viel schneller als ich.
Danach radelte ich einer Gruppe E-Biker hinterher und konnte so durch Windschatten etwas Kraft sparen. Gegen Mittag erreiche ich Linz
und ließ es aber linz liegen, weil ich doch noch einiges an Strecke vor mir hatte. Irgendwann bei Kilometer 80 war wieder große Pause angesagt,
und nicht lang danach kam ich schon wieder an die nächste Fähre. Diese war aber mit Motor ausgestattet und musste per Telefon gerufen werden. Gesagt, getan, und der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän kam mit seinem mobilen Schrebergartenhaus angetuckert:
Dieses ganze Abenteuer dauerte zum Glück deutlich weniger lang. Auf der anderen Seite begann es aber wieder zu regnen. 30 Minuten später war es wieder trocken und plötzlich sonnig, dann wieder Regen, dann wieder Sonne… Ein sehr wechselhafter Tag. Dieses Foto von Grein stellt die Situation ganz gut dar, denke ich:
Auf dem Weg nach Grain wurde ich nochmal von den drei Rennradfahrern von der ersten Fähre überholt – und zwar gleich zweimal. Die drei waren aber nicht sonderlich gesprächig (oder grantig, weil sie mir nicht davongefahren waren), darum weiß ich immer noch nicht, wohin sie wollten. Ich strampelte also weiter und weiter durch den Regen, um irgendwann vor 18 Uhr Marbach an der Donau zu erreichen. Die Donau bietet einfach keine guten Chancen, als Camper unentdeckt zu bleiben, daher ging ich nochmal auf einen Campingplatz. Ich war wieder der erste (und konnte so einen Platz mit Blick auf die Donau sichern)!
Nach mir kamen dann aber tatsächlich sogar noch drei andere Zelte – dann quatschte ich mich beim Bier etwas fest und verpasste das Bierselfie. Viel Zeit war danach auch nicht mehr – noch schnell im Zelt diesen Beitrag geschrieben (und meine Schlafenszeit um 15 Minuten überzogen), und dann die 147km von heute verdauen.
Damit habe ich morgen einen ähnlich langen Tag vor mir – wenn ich nicht durch Pannen, Wetter oder langsame Fähren zu sehr aufgehalten werde.