Sizilien mit der Transitalienischen Eisenbahn
Ein Nachtrag zum letzten Beitrag: Irgendwer fragte mich letzten November sehr vehement, was denn auf meiner Dienstreise nach Detroit so passiert sei. Daraufhin stellte ich das Foto als Beitrag ein – hier fehlte kein Text, alles ist so, wie es sein sollte. Dass hier auch noch ein Beitrag über den anschließenden Tag in Island fehlt und ein Beitrag über Dublin noch halbfertig herumliegt, kann ich allerdings nicht abstreiten…
Gut, aber wir leben mittlerweile im Jahr 2024, und ich dachte mir, den Resturlaub erneut in Italien zu investieren. Im Januar könnte es im Süden nämlich etwas Sonne geben. Etwas Recherche ergab: es gibt einen Nachtzug zwischen Milan und Sizilien. Italien mit dem Nachtzug erkunden, was könnte es schöneres geben? (Mit dem Fahrrad natürlich)
Start war Samstag, der 14.1.2024 – morgens um halb sechs an der Bushaltestelle in Kornwestheim. Mit dem Flixbus nach Milan, hurra! Details spare ich mir hier, gegen 15 Uhr erreichten wir das Ziel. In Mailand holte ich einen Besuch auf dem Friedhof nach, der mir empfohlen wurde.
Wie am Schal zu erkennen sein sollte, war es in Milan noch nicht unbedingt sommerlich warm, 4 Grad bei dafür klarem Himmel. Im Anschluss erledigte ich die letzten Einkäufe für die vor mir liegende Zugfahrt, und suchte mir nahe des Bahnhofs einen Ort zum Kaffeetrinken. Gegen 19:45 stand mein Intercity Notte endlich bereit!
Deluxe weckt dabei wohl aber die falschen Erwartungen – es handelt sich um einen normalen Schlafwagen.
Die Ausstattung hinkt dabei im internationalen Vergleich etwas hinterher. Viel Platz für Gepäck ist nicht (alleine ist das aber auch kein Problem), dafür ist alles sauber. Die sanitären Anlagen kenne ich von der ÖBB etwas moderner… Im Bahnhof sollte man nicht auf die Toilette gehen, mehr Informationen braucht es kaum. Im kroatischen Schlafwagen gab es einen praktischen Schrank, der fehlte hier leider. So konnte ich aber die Verpflegung angemessen präsentieren:
Viertel nach acht rollte der Zug dann aus Mailand los (als erfahrener Nachtzuggast war ich natürlich schon vor Abfahrt im Zugdress). Schnell passierten wir erst Piacenza, später Parma (mit dem Rad wirkte die Strecke viel weiter). Der letzte Stopp zum Einsteigen war gegen Mitternacht Florenz – dort hatte der Wein aber bereits seine Wirkung entfaltet. Zumal es in der Nacht leider ohnehin nicht viel zu sehen gab in den Appeninnen oder der Toskana. Ich erwachte irgendwo hinter Neapel gegen halb sieben bis sieben – auf dem Gang fragte mich ein älterer Herr, wie stark der Zug verspätet sei (glaube ich – mein Italienisch ist immer noch eher rudimentär), ich hatte keine Ahnung. Eine halbe Stunde in etwa, bemerkte ich beim nächsten Halt. Das war soweit aber auch egal. Für europäische Verhältnisse eher unüblich, kommt dieser Nachtzug erst am Nachmittag an seinem Bestimmungsort an. Wir bummelten entsprechend gemütlich weiter Richtung Stiefelspitze. Der letzte Halt auf dem Festland hieß dann Villa San Giovanni. Im Bahnhof war genug Zeit, um etwas frische Luft zu schnappen – die sich als sehr viel angenehmer herausstellte. Fast schon T-Shirt-Wetter… Schließlich traf die alte Diesel-Rangierlok ein, und der Zug wurde auf die wartende Fähre geschoben. Unter viel Poltern und Knirschen ging es erst hinein in die Fähre, dann wurde der erste Teil abgekoppelt, für uns ging es wieder zurück, und das Spiel wiederholte sich, bis der Zug schließlich in drei Teilen auf der Fähre gelandet war. Ich konnte das leider nicht aus dem offenen Ende beobachten, da ich doch etwas Sorge hatte, im falschen Waggon auf der Fähre zu landen.
Die Überfahrt selbst war, gemessen am Rangieraufwand, mit vielleicht 20 bis 30 Minuten dann auch gar nicht so lang. Im gastronomischen Bereich gönnte ich mir einen Arancino – ein panierter und frittierter Ball aus Risotto, was soll da schiefgehen?
Antwort: Neben Risotto war eine kleine Menge Fleisch drin. Davon hatte ich im Vorfeld nichts gelesen (es gibt aber auch weniger traditionelle Varianten ohne Fleisch).
Ein letzter Blick zurück auf das Festland,
und die Hafeneinfahrt von Messina begrüßte uns:
Hier wiederholte sich das Einpark-Spiel in umgekehrter Reihenfolge. Etwa zweieinhalb Stunden dauerte das Spiel, dann waren wir wieder unterwegs. Einen guten Blick auf den Ätna erhielt ich leider nicht. Gegen halb fünf, und damit eine halbe Stunde zu früh, fuhren wir schließlich im Zielbahnhof Palermo ein – ich wollte gar nicht unbedingt raus (vor allem da ich auf dem sizilianischen Teil der Fahrt den restlichen Wein getrunken habe). 21,5 Stunden Fahrt waren für Europa aber schon eine Fahrtzeit, die zumindest etwas Raum für Erholung ließ! Damit dürften alle nicht-Bahn-Nerds aufatmen, dieser Teil der Reise ist vorbei. Da dieser überraschend lang geworden ist, und ich auf eine möglichst hohe Zahl an Artikel komme, geht es also im nächsten Beitrag weiter!