Viterbo – Radicofani
Montag, 8. Mai: Wieder einmal stand ein früher Start ins Haus, gegen 07:15 kam ich diesmal los. Kurz darauf gab es einen Stopp, um Proviant zu bunkern. Im Supermarkt fiel ich dabei negativ auf: Dass ich den Preiskleber direkt auf die Bananen kleben wollte, hat der Obstverantwortlichen im Supermarkt überhaupt nicht gefallen – auch nicht dass ich mich beim Zeigen auf die Plastiktüten nicht dieser Aufforderung beugen wollte. Also wurde der Kleber von den Bananen entfernt, diese in eine Plastiktüte gesteckt, nochmal gewogen und der gleiche Preis ermittelt. Mein kopfschüttelnd vorgetragenenes „Plastik, Plastik, Plastik…“ hat ihr auch nicht gefallen. Auch in Italien sind Regeln dann eben Regeln!
Gut, zur Fahrt. Zunächst ging es sehr angenehm nach Montefiascone.
Das waren die ersten 20km – mit etwas Anstieg verbunden, aber dafür ging es ganz gut voran. Danach sollte es eigentlich erstmal etwas bergab gehen. Das tat es auch, aber auf Schotter- und wirklichen engen Waldwegen macht man dann trotzdem einfach nicht genug Geschwindigkeit, um wirklich Strecke zu machen. Irgendwann war dieser Teil zum Glück einigermaßen geschafft. Der Blick auf den Tacho gegen 12 Uhr verriet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 13km/h – und das ist nur auf die Bewegungszeit bezogen, Pausen sind bereits rausgerechnet. Also ein wenig katastrophal. Irgendwann kam ich dann an den Lago die Bolsena, einen kreisrunden Gebirgssee.
Am Ufer – nicht sicher ob das ein Privatstrand war oder nicht, aber ich blieb unentdeckt – machte ich auch eine meiner wenigen richtigen Pausen an diesem Tag.
Danach ging es weiter – erst mehr Schotter, dann bergauf. Aber zumindest auf Asphalt. Danach eine Stadt, danach wieder bergab – Schotter. Wieder bergauf auf Asphalt. Danach verlor ich an einer Kreuzung die Geduld mit der Route der Bicitalia. An der nächsten Kreuzung ein kurzer Abgleich mit Komoot – Ja, 10km Asphalt waren eine gute Alternative. Hier überquerte ich dann auch die Grenze von Latium in die Toskana: Oh yeah! Die vierte von mir besuchte Region auf dieser Tour! (Ich habe mich entschlossen, Molise nicht zu zählen)
Dieser Abschnitt wiederum gehörte übrigens auch zur Via Francigena – ohne Bürgersteig oder Seitenstreifen. Die Pilger haben es hier also auch nicht immer so leicht (gehört aber eventuell zum Konzept der Pilgerreise) Danach deckten sich die zwei Wege wieder, also habe ich nicht nach Alternativen gesucht. Das war wohl ein Fehler. Am Fuß des Anstieg noch etwas Kraft bei einer Pause getankt, und los ging es.
Man erkennt den weiteren Schotter: 500 Höhenmeter waren zu absolvieren auf etwa 8km. Das ist an sich schon tödlich genug, aber auf losem Schotter darf man dabei noch mit dem schwer beladen Fahrrad um die gröbsten Steine navigieren. Von unten immer die ächzenden Geräusche des Materials, was zum Glück gut gehalten hat. Anhalten ist dann auch immer so eine Sache – bei teilweise 10% Steigung ist das mit dem anfahren dann auch gar nicht mehr so leicht. Also ging es schleichend langsam den Berg hoch.
Irgendwann kam das Tagesziel dann aber auch in Sicht!
Unter leisen Flüchen, warum das denn so steil und gleichzeitig so schön sein muss, arbeitete ich mich also weiter nach oben. Am Ende schlug der letzte Aufstieg mit (ich glaube) zwei Stunden zu Buche. Und es hätte mit ein klein wenig mehr Strecke auch eine Alternative auf Asphalt gegeben… Egal: Ziel erreicht!
Als reine Zahlen dargestellt wirkt es viel weniger schlimm, als es sich am Ende angefühlt hat. Naja, der Schotter – am Ende stand dann auch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 13 km/h (gefahren) bzw. 10km/h (inklusive Pausen) da. Das ist…. bedrückend. Egal, zum positiven: Es war zwar bewölkt, blieb aber den ganzen Tag trocken! Bei über 20 Grad war das sehr angenehm zu fahren. Und: Radicofani ist wirklich ein hübsches kleines Dorf!
Einige Pilger sind außer mir noch im Dorf, sonst ist nicht viel los – bei 1100 Einwohnern war das aber auch nicht unbedingt zu erwarten!