Siena – San Gimignano
Mittwoch, 10. Mai: als ich irgendwann nach 6 Uhr aufwachte, prasselte draußen noch der Regen. Eine Stunde später klang es nicht viel besser. Eine weitere halbe Stunde später immerhin ein wenig besser… Na gut, Aufbruch! Also alle Sachen zusammengepackt und gegen 8 Uhr abgefahren aus Siena. Aufgrund des starken Regens am Vorabend und meiner bisherigen Erfahrungen hatte ich schon ein wenig ungeplant. Die Via Francigena folgt zwar tendenziell einer Route, die ein wenig mehr Aussicht gibt, ist dafür aber auch etwas länger und führt über diverse Nebenstraßen und Wege, die gerne aus Schotter oder unbefestigt sind. Die Aussicht war Dank des Wetters sowieso wieder stark eingeschränkt:
Und was der Regen mit dem Untergrund so anstellt, habe ich in der ersten Woche schon oft genug feststellen dürfen. Also: kürzeste Verbindung über Asphalt. Zwischendurch wurde der Regen natürlich nochmal stärker, und man kann nicht ewig unter irgendwelchen Bäumen Schutz suchen. Also Augen auf (wär ja blöd sonst) und durch! Nach gar nicht langer Fahrt konnte ich dann auch sehr früh das Ziel am Horizont erkennen.
Danach habe ich leider lange nichts von der Stadt gesehen – auf meiner Route waren einfach immer Hügel oder dichte Bäume dazwischen. Froh war ich trotzdem über meine Wahl. Einmal zum anhalten bin ich durch einen halben Meter Matsch gefahren, und direkt mal 5cm eingesunken mit meinem Schlachtross. Das wäre kein Spaß gewesen. Plötzlich stand ich dann also vor den Toren von San Gimignano!
Die Regenschirmdichte lässt auf das anhaltende Wetter schließen. Die Strecke war kurz:
Das Höhenprofil nicht erwähnenswert. Gegen 11 Uhr war ich deshalb schon in der Stadt – meine gemietete Wohnung leider erst bezugsfertig ab 1 Uhr. Also gab’s in den nassen Fahrradklamotten Mittagessen. Die eigentlich geplante Tour wäre mir 52km übrigens auch nicht sehr viel länger gewesen.
San Gimignano ist ein weiteres echtes Highlight, falls nicht offensichtlich: ich befinde mich in der Sightseeing-Woche! Die Stadt hat mit 15 Stück die meisten in voller Höhe erhaltenen Geschlechtertürme (ich spare mir hier die Phallus-Witze), die im Mittelalter zur Verteidigung primär vor den Stadtrivalen dienten. Es ging wohl aber auch ein wenig in die Richtung „Mein Turm ist größer als dein Turm, ich hab mehr Geld“ – ein bisschen wie mittelalterliche Trump-Tower. In der kleinen Stadt machen die Türme auf jeden Fall auch heute noch einiges her. Und auch sonst gibt es gute Gründe für die Menschenmassen, die mir hier begegneten.
Wettertechnisch wurde es leider im Laufe des Tages nicht einfacher, und irgendwann hing auch diese Stadt in den Wolken (auf gerade einmal 324 Meter Höhe).
Gegen Abend verschwand dann aber auch der Regen wieder und mit ihm auch die Menschen.
Es waren wohl extrem viele Tagestouristen sie Florenz und Siena hier. So konnte ich die Stadt zumindest doch noch ein wenig in Ruhe ansehen – eine Nacht muss aber auch hier leider genügen, am 11. Mai wird es weitergehen. Mit der Hoffnung, dass ich vielleicht bei Abfahrt noch eine gute Aussicht auf die Stadt haben werde – möglichst viele Türme auf einem Bild zu vereinen, lautet das große Ziel!