San Gimignano – Lucca
Donnerstag, 11. Mai: Für diesen Tag stand in meinem groben Ablaufplan eigentlich eine kurze Fahrt nach Florenz, gefolgt von der Weiterfahrt nach Lucca am Folgetag – mit einem Pausetag irgendwo zwischen Siena und Lucca. Florenz war dabei sowieso als optional gekennzeichnet, sollte ich irgendwo einen Tag hinter dem Plan zurückbleiben.
Die Wettervorhersage stand aber im starken Gegensatz zum Florenz-Plan. Regen ab 11 Uhr für den Rest des Tages in San Gimignano, Florenz, und allem dazwischen. Ähnlich in Lucca, alles mit Regen am Samstag verknüpft. Also entschied ich mich, Florenz ausfallen zu lassen (seufz…), und direkt Richtung Lucca aufzubrechen. 72km, Regen ab 11 vorhergesagt, das bedeutete wieder einmal den Wecker auf 6 Uhr zu stellen, Hurra! Das klappte immerhin, also Aufbruch um circa 06:40 Uhr.
In den Tälern hing dabei noch der morgendliche Nebel. Das bekommt natürlich nur zu sehen, wer im Urlaub so fleißig früh aufsteht wie ich – und was für ein Schauspiel das war!
Zu diesem Zeitpunkt war es gar nicht so einfach, weiterzufahren und nicht ständig für die Aussicht anzuhalten. Gegen halb neun stand dann die erste richtige Pause, das heißt so richtig mit Absteigen, an. Mit etwas weniger romantischen Ausblick, aber dafür im Schatten.
Bis hierher lief es sehr gut. Die relevanten Steigungen der Strecke waren überwunden, und es standen nur noch 47km Restprogramm an. Die Vorhersage für Lucca hatte sich ein wenig gebessert: Regen ab 13 Uhr. Hmmm…. „Das ist war für Schulmädchen. Das hier ist ne Route mit Brusthaaren!“ sagt eine Stimme in meinem Kopf (https://youtu.be/VcB2bguG8-Q). Also habe ich kurzerhand etwas umdisponiert.
Drei Stunden später stand ich am Zwischenziel:
Ein merkwürdiger Ort. Horden von Touristen standen herum und warteten scheinbar alle auf ein High Five, was nicht kam. Ich überlegte kurz, ob ich sie erlösen sollte, überließ sie dann aber ihrem Schicksal. Durch meinen Kopf gingen Erinnerungen… Hier saß ich mal mit einem gebrochenen Fuß in der Dunkelheit, Nudeln kochend. Den Nudeltopf habe ich damals anschließend über einem der Rasensprenger gewaschen, natürlich in Boxershorts – damit die Klamotten nicht nass wurden. Die Nacht verbrachten wir dann zu dritt im Schlafsack vor der Kathedrale, um von einer Touristengruppe geweckt zu werden. Das waren noch echte Abenteuer (und der Urlaub war damals beendet). Für Nudeln kochen oder schlafen vor dem Turm gab es übrigens kein Pisa-Verbot, ich war also safe.
Danach ging es weiter Richtung Lucca: ein Pass musste überquert werden, sah jedoch nicht so schlimm aus. Ein bisschen klettern, klettern, plötzlich vor mir ein Tunnel. Was zur Hölle? Das scheint in Italien nicht generell verboten zu sein (wobei das mit den Verboten ja so eine Sache ist), also wieder Augen auf und durch. Vermutlich ist noch keiner der Leser mit dem Fahrrad durch einen Tunnel gefahren. Das ganze lässt sich eigentlich ganz gut zusammenfassen mit den Worten UNGLAUBLICH FURCHTREINFLÖẞEND! Die Abgase waren das eine, aber die Geräuschkulisse war das größere Problem. Die Motorengeräusche kommen durchgehend aus allen Richtungen gleichzeitig, und man kann ein sich von hinten näherndes Auto oder Motorrad überhaupt nicht mehr hören, bis es plötzlich neben einem auftaucht. 2/5 Sternen, würde ich ungern wieder machen. Hinter dem Ausgang traute ich mich dann auch, ein Foto zu machen.
An dieser Stelle dann wieder der Blick nach vorne: Wolkenkunde ist beim Segeln immer noch ein bisschen schwierig für mich, aber ich weiß: Eine dunkle Wolkendecke verheißt gar nicht so gute Dinge. Vor allem wenn an und zu noch Blitze durchschauen. Also der Versuch, die Durchschnittsgeschwindigkeit des Tages nochmal deutlich nach oben zu drücken. Treten, treten, treten! Und tatsächlich: Ich kam trocken im bereits nassen Lucca an!
Wie zu Beginn erwähnt, steht damit als nächstes ein Pausetag nach. Am siebten Tage soll man ruhen! Ich bin erst 5 Tage gefahren seit dem letzten Pausetag? Man muss ja nicht immer alles auf den letzten Drücker erledigen… Auf der Tageskarte erkennt man den leichten Schlenker des Tages:
Das Höhenprofil ist mir wieder einmal zu unspektakulär, unter 1000 Höhenmeter lohnen sich ja kaum. Zu Lucca selbst schreibe ich dann ein paar Worte im nächsten Beitrag, um diesen abzuschließen. Weiter geht es entsprechend dann am Samstag, den 13. Mai!
Ein Gedanke zu „San Gimignano – Lucca“
Wagenburgtunnel. Mindestens einmal per Rad und mehrmals zu Fuß. Ich kann das Beschriebene bestätigen.