Piacenza – Pavia
Für Mittwoch, den 17. Mai, war noch am Vorabend einigermaßen trockenes Wetter vorausgesagt – nicht sonnig, aber trocken. Als ich dann direkt nach dem Aufwachen den ersten Blick aus dem Fenster warf und dort Regen sehen musste, machte mein Herz entsprechend nicht gerade Freudensprünge. Entsprechend verzögerte sich der Start wieder leicht, diesmal auf 8 Uhr. Positiv anzumerken ist an dieser Stelle, dass es wirklich nur leicht geregnet hat.
Außerdem hörte der Regen während der Fahrt sogar immer mal wieder einfach auf, was die eigentliche Sensation darstellte. So war die Fahrt halbwegs angenehm – verglichen mit den letzten Fahrtagen zumindest. Es ging weiterhin am Po entlang, entsprechend flach war das Landschaftsbild. Die überwiegende Zeit wurde dieses geprägt durch die oben sichtbaren Felder, oder durch im folgenden sichtbare Baumkulturen.
An und zu gab es aber auch mal etwas Abwechslung.
Einmal kamen sogar Berge zwischen den am Horizont aufbrechenden Wolken zum Vorschein!
Die Berge werde ich allerdings nicht mehr erreichen – Mailand ist inzwischen erschreckend nah, und die Lombardei ist hier unten sehr flach. Davon sprechend: mir dem Überqueren des Po habe ich auch die Grenze von Emilia-Romagna in die Lombardei übertreten. Die sechste von mir besuchte Region – für drei Wochen mit dem Fahrrad keine ganz schlechte Quote, wie ich finde.
Irgendwann sah ich im Straßengraben ein eventuelles Mitbringsel liegen…
Der Finder darf es behalten, und die Versuchung dieses rätselhafte Objekt mitzunehmen war wirklich groß – aber hätte ich es getan, würde ich hier vermutlich nicht davon schreiben. Die Dinger sind aber auch wirklich viel größer, als man so denken würde.
Irgendwie auf den Rücken schnallen war zu diesem Zeitpunkt auch nicht keine Option. Also musste ich es wohl oder übel seinem Schicksal überlassen.
Gegen 14 Uhr erreichte ich schließlich mein Tagesziel Pavia! Erster Gedanke: Diese Stadt besteht zu 95% aus Kopfsteinpflaster.
Das bedeutete aber dafür auch, dass ich mich überhaupt nicht an den Menschen vorbeiklingeln musste (das hat hier sowieso keinen Effekt), da aufgrund des Klappern die meisten Leute sowieso aus dem Weg sprangen, aus Angst von einem Haufen Schrott überrollt zu werden (dem schnellsten Haufen Schrott des Landes)!
Wie man sieht, habe ich Gefallen am Prinzip des Ankunftselfies gefunden. Dabei kann man so heroisch knien. Derselbe Platz vor dem örtlichen Dom ohne mich:
Und die Ponte Coperto:
Die Brücke ist einigermaßen neu (der Dom übrigens auch), da die Vorgängerbrücke aus dem späten Mittelalter im zweiten Weltkrieg beschädigt wurde. Im Anschluss daran konnte sich die zuständige Verwaltung einfach nicht einig werden, ob man die bestehende Brücke restaurieren oder neu bauen sollte. Und wie das so ist, wenn man sich ein wenig zu lange Zeit lässt, werden einem diese Entscheidungen abgenommen. Die Brücke stürzte zwei Jahre nach Kriegsende von ganz alleine ein.
Während meines Aufenthalts in einem Cafe entdeckte ich dann noch zwei Menschen in dich eher phantasielosen mittelalterlichen (?) Outfits. Also sie hatten Umhänge und Hüte.
Die zwei rechten im Bild befindlichen Figuren meine ich. Die dabeistehende Frau hatte hingegen einen Müllbeutel an und schön nicht zur Gruppe zu gehören. Sie gab den beiden etwas Geld. Als ich dann erkennen konnte, dass der wohlgenährtere der beiden (muss wohl entsprechend ein Lord oder ähnliches gewesen sein) an seiner Kette zwei oder drei BHs hängen hatte, begrub ich dann doch meine Hoffnung auf ein eventuelles Mittelalterfest mit teilweise nur etwas unambitionierten Laiendarstellern.
Anschließend gibt es natürlich wieder die Fakten:
Entspannte 82km, für die ich relativ lang brauchte – es war viel Schotter dabei. In der letzten Stunde war auch einer meiner Füße dann wieder nass, was eine Verbesserung zum Vortag (ab der ersten Stunde waren beide Füße nass) darstellte. Mein finales Ziel lautet Mailand – und das ist ums Eck, die Fahrt werde ich am Donnerstag auf mich nehmen. Danach habe ich den Freitag zur Erholung und den Samstag zur Heimfahrt – es ist also wahrscheinlich, dass der nächste Eintrag hier erst am Samstag erfolgen wird. Vielleicht teile ich Mailand aber auch auf zwei Beiträge auf – reinschauen lohnt sich also weiterhin!