Ljub(e)ljana

Ljub(e)ljana

Am Veröffentlichungsdatum dieses Eintrags ist deutlich zu erkennen: Das Schreiben fiel mir gar nicht so leicht! Woran liegt das?

Am Donnerstag, den 17.11. reise ich mit dem Bus nach Ljubljana. Am frühen Nachmittag erreiche ich die Stadt und beziehe die Wohnung für die nächsten paar Tage. Ich gehe ein wenig durch die Innenstadt am Fluss spazieren – und es ist, als wäre ich nie fort gewesen. Viel hat sich nicht verändert seit 2017, als ich die Stadt zuletzt besuchte:

Die Temperaturen waren damals etwas höher, aber sonst sieht das Setting sehr ähnlich aus. Gleicher Ort, das typische Ljubljana-Wetter (leichter Regen), sogar identische Protagonisten: Gegen Abend treffen Arne und Malte ein, die schon seit zweieinhalb (Arne) bzw. eineinhalb Wochen (Malte) unterwegs sind. Arne war auch Initiator dieser Reise: Hier löst sich entsprechend die Andeutung vor einigen Tagen im Bled-Beitrag auf: Selbst der Schalala-Titel von 2017 wäre jetzt passend (deutlich passender als in 2017) – wir sind hier, um die Damen-Handball-Europameisterschaft zu besuchen. Arne und Malte waren in allen Spielorten mindestens einmal: Celje in Slowenien, Podgorica in Montenegro, Skopje in Nordmazedonien, und zum Abschluss Ljubljana. Wir war das etwas zuviel Hektik, daher habe ich beschlossen mich auf das Final-Wochenende zu beschränken – was immerhin 5 Handballspiele bedeutet!

Arne stellt mir am ersten Abend auch direkt die Frage, ob es überhaupt wahrscheinliche Blog-Leser gibt, die nicht bereits wissen warum ich die Reise angetreten bin. Das muss ich selbstverständlich verneinen, betone aber mit Verweis auf den Spannungsbogen den Grund für meine Ausführungen. Den ersten Abend verbringen wir entsprechend mit Essen und Erfahrungsaustausch aus den letzten Tagen.

Den zweiten Tag in Ljubljana beginnen wir mit einem Spaziergang zur Burg, die die Stadt überblickt.

Auf der Burg gönnen wir uns unser Frühstück – leider nicht im hier angesiedelten Restaurant, das geschlossen hat. Die Speisekarte zählt die örtlichen Spezialitäten auf slowenisch und englisch auf – wem läuft zum Beispiel bei der Vorspeise „Dream of Krainerwurst“ nicht das Wasser im Mund zusammen? Immerhin das Cafe hat geöffnet. Anschließend geht es weiter durch den wieder einsetzenden Regen, der die Aussicht auch sehr begrenzt.

An der Flusspromenade der Innenstadt spazieren (wem kommt das alles noch bekannt vor?), und gönnen uns das ein oder andere weitere Heißgetränk. Das ist gar nicht SO einfach, wie man meinen sollte – den Einheimischen scheint es einigermaßen egal dass die Temperaturen einstellig sind und es mal mehr, mal weniger regnet – der Slowene trinkt auch draußen seinen Kaffee. Ganz so abgehärtet müssen wir im Urlaub nicht sein.

Gegen 15 Uhr begeben wir uns endlich zur Halle, wo kurz vor unserer Ankunft bereits das erste Spiel des Tages läuft: Schweden gegen die Niederlande.

So richtig nach Großereignis sieht das nicht aus – die Halle ist noch nicht gerade voll, aber wir sind dabei!

Im Hintergrund ist der Halbzeitstand zu erkennen: die Schwedinnen führen mit 21:16 gegen die Niederländerinnen, und entscheiden das Spiel am Ende auch mit 37:32 für sich. Nach dem Spiel steht eine Pause von über einer Stunde an. Dafür können wir einfach die Halle verlassen, beim Wiedereintritt reicht ein „Wir waren schon drin.“ Immerhin gibt es Ticketkontrollen, Arne und Malte berichten davon, dass sie in den anderen Spielorten teilweise auch einfach so in die Halle gehen konnten und es gar keine Ticketkontrollen gab. Die Wolken reißen dafür in der Pause sogar so weit auf, dass man am Horizont die Alpen erblicken kann!

Das zweite Spiel des Tages ist das erste Halbfinale: Dänemark gegen Montenegro. Es sind einige dänische Fans vor Ort, aber deutlich mehr montenegrinische – diese haben wir bereits in der Stadt lautstark feiernd gehört. Mit soviel Unterstützung hätte ich bei diesem Event gar nicht gerechnet – am Ende reicht es aber nicht, Dänemark schlägt Montenegro 27:23.

Eine erneute Spielpause von etwa einer Stunde steht an dieser Stelle an – und der Magen knurrt. Die Catering-Situation hier entspricht auch nicht gerade meinen Erwartungen – es ist nicht-existent. Vor der Halle steht ein einsamer Grillwagen (Hot Dogs, Hamburger, Pommes. Hamburger waren von Beginn an aus). Wir suchen zunächst einen Supermarkt in der Nähe auf, danach den Grillwagen. Arne und ich gönnen uns jeweils eine Banane und danach eine Portion Pommes. Malte… gönnt sich stattdessen einen 300 Gramm Block Käse. Was mich leicht irritiert und vermutlich als das merkwürdigste Event dieses Urlaubs bei mir hängen bleibt.

Wir nehmen außerdem in der Pause an einem Quiz teil, bei dem man 10 Fragen zur nächsten Handball-EM in der Schweiz, Österreich und Ungarn beantworten muss. Wahrhaft gebildet beantworten wir natürlich alles richtig, und gewinnen einen Turnbeutel! Nice!

Zum zweiten Halbfinalspiel (ein wenig das vorweggenommene Finale) treten Norwegen und Frankreich an. Hier komme ich sogar auf die gute Idee, einfach mal ein Foto zu machen!

Die rote Masse rechts im Bild sind überwiegend norwegische Fans, die tatsächlich in großer Zahl angereist sind! Warum auch nicht? Das Bier kostet 4 Euro für den halben Liter, für norwegische Verhältnisse gibt es also Freibier! Und das merkt man den Fans auch an! Die Fans schreien ihr Team schließlich zum Sieg: Norwegen schlägt Frankreich deutlich mit 28:20! Wer mitgezählt hat, weiß es schon: Korrekt, nach zwei Halbfinals ist dieser Spieltag dann auch beendet.

Am nächsten Morgen sind wir verwundert: Es regnet gar nicht, dafür ist es neblig! Ein perfekter Moment, noch einmal das Wappentier der Stadt mitzunehmen:

Da wir wirklich nicht wissen, was wir uns in der Stadt noch anschauen sollen, beschließen wir uns Arnes Reiseführer zu glauben und ins nahegelegene Skojfa Loka (zu deutsch Bischofswurz Bischofslack, benannt nach dem Lieblingsgetränk des damaligen Bischofs) zu besuchen.

Wer hätte es gedacht, auch hier ließ sich hervorradend Kaffee trinken! Das örtliche „Schloss“ wird gerade renoviert, und der Bischof wurde scheinbar beim Posieren für die Statue beim Nasebohren erwischt.

Was will man machen, wenn der Bildhauer gerade in diesem Moment auf den Auslöser drückt?

Skofja Loka liegt immerhin ländlich genug, dass es sich hier gut durch den Wald und über die nahegelegenen Hügel wandern lässt. Angeblich gibt es noch ein „Schloss“ hier, dass wir irgendwann erreichen…

Okay, es hat einen Turm… vermutlich bringt es niemand über’s Herz, dem Besitzer mitteilen zu müssen dass das nicht unbedingt als Schloss durchgeht. Außerdem gibt es noch die „Teufelsbrücke“

Der Erklärtafel nach (aus dem Gedächtnis wiedergegeben) mussten hier früher die ortsansässigen Kammhersteller mit dem Boot den Fluss passieren. Dabei kam ihnen häufiger der Suff DER TEUFEL in die Quere, der nicht besseres zu tun hatte, als an den Booten zu wackeln, damit Menschen und Kämme in den Fluss fielen. Also baute man diese Brücke, um den Teufel auszutricksen. Der schmiedete daraufhin den teuflischsten Racheplan überhaupt, und begann Frösche zu züchten. Damit die Anwohner aufgrund des Quakens nachts nicht mehr schlafen konnten. Als wäre dies nicht schon abgrundtief böse genug, versuchte dieser aber zu allem auch noch, die Tochter des Bürgermeisters zu verführen! Der war aber clever genug dieses diabolische Spiel zu durchschauen, und scheuchte den Teufel in eine nahegelegene Höhle, die er aus irgendeinem seltsamen Grund nur selten verlassen durfte. Der Teufel war natürlich unglaublich narret, weil sein Plan durchschaut wurde, und versuchte daher bei erster Gelegenheit, die Brücke zu zerstören, indem er einen Stein drauf warf. Da die Brücke aber stehenblieb, ließ er es dann bleiben, und die Bewohner des Dorfes hatten Ruh.

Die Moral der Geschichte? Ich bin mir nicht sicher, vielleicht dass der Teufel ein bisschen bled (schwäbisch ausgesprochen) ist?

Nach dem Tagesausflug und dieser Quatsch-Geschichte stand der letzte echte Urlaubstag an: Sonntag, 20.11., der Finaltag der Europameisterschaft. Vor dem Spiel haben wir es noch geschafft, eine Hommage an 2017 einzubringen:

Wie zu erkennen ist, habe auch mich mich mittlerweile zum Pampelmusen-Radler durchringen können (und es ist köstlich!!). Außerdem entdecken wir auch noch, dass den Slowenen Pixel Art gefallen zu scheint:

Neben dem bekannten Drachen

gibt es noch die Stadt…schnecke?

und den… slowenischen Space Invader? Ich habe keine Ahnung.

Der Handballtag begann dann wiederum mit dem Spiel um Platz 3: Montenegro gegen Frankreich. Auch hier waren die montenegrinischen Fans wieder lautstark vertreten!

Leider kein Tor für Montenegro bei diesem ersten Angriff… die rote stille Masse neben den feiernden Montenegro-Fans sind die noch halbwegs nüchternen skandinavischen Fans. Links im Bild ist kurz der doch sehr kleine französische Fanblock zu sehen…

Das Spiel ist sehr knapp – es kommt sogar zur Verlängerung, und schließlich gewinnt Underdog Montenegro!

In der Halbzeit gibt es an diesem Tag sogar einen Würstchenstand IN der Halle (Wahnsinn, was so alles möglich ist). Einen zweiten Turnbeutel gewinnen wir aber leider nicht, da wir als die großen Gewinner (TURNBEUTEL!!!) von vor zwei Tagen wiedererkannt werden.

Schließlich beginnt mit etwas Verzögerung das Finalspiel, Norwegen gegen Dänemark! Nach anfänglichem Zögern entschließe ich mich, für Norwegen zu jubeln – die haben einfach mehr betrunkene Fans dabei! Und zum Finalspiel ist die Halle dann sogar recht voll!

Das Spiel ist knapp und spannend, die Norwegen in unserer Nähe sind kurz vorm Durchdrehen, aber schließlich gewinnt Norwegen mit 27:25 und ist damit (wohl nicht besonders überraschend) mal wieder Europameister!

Nach der Siegerehrung müssen wir uns sputen – Malte muss den Nachtzug in die Heimat erwischen. Arne und ich suchen stattdessen noch einen Pub in der Innenstadt auf, der mit feiernden Montenegro- und Norwegen-Fans bis zum Brechen gefüllt ist! Um Mitternacht schließt dieser dann aber, so dass wir den Abend und damit den Urlaub dann auch beenden.

Am nächsten Tag steht nur noch die Rückfahrt an. 9 Stunden Zugfahrt im eigenen Abteil (beim Anblick meiner Jogginghose und Badelatschen hat sich wohl niemand zu uns getraut) erreiche ich wieder Stuttgart, und beende damit neben dem Urlaub auch diesen Blogeintrag – mehr als eine Woche nach dem eigentlichen Urlaub, aber immerhin nicht nie!

2 Gedanken zu „Ljub(e)ljana

  1. 1. Ich finde, dass der Bischof hier ziemlich schlecht wegkommt. Zu seiner Verteidigung sollte man bedenken, dass er aus Bayern kam.
    2. Fieser Cheat, dass Montenegro schon während des ersten Angriffs führt. So hatten die Französinnen ja nie eine Chance.

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