Sintra: Zu Gast bei Shrek

Sintra: Zu Gast bei Shrek

Am Samstagmorgen, den 7.9., bin ich nach etwa 30 Minuten im Bus und etwa 40 weiteren Minuten im Zug endlich in Sintra angekommen. Das klingt jetzt als hätte ich es zumindest ein gutes Stück von Lissabon weg geschafft, tatsächlich sind es aber nur etwas über 20km…

Sintra – oder zumindest das historische Zentrum – ist ein direkt an einem kleinen Berg gelegenes, extrem hübsches, kleines Städtchen.

Bevor ich auf die Stadt selbst eingehe, muss ich noch ein paar Worte zur persönlichen Organisation loswerden: Ich bin unglaublich froh, kein Fahrrad mitgenommen zu haben. Das liegt nicht etwa an der teilweise hügeligen Landschaft, da war die Toskana sicherlich deutlich schlimmer. Vielmehr sind die Temperaturen zwar eigentlich recht angenehm, mit Tageshöchstpunkten zwischen 33 und 36 Grad, das Radfahren mit Reisegepäck wäre aber jeden Tag zur Qual geworden. Zumal auch bei Sonnenaufgang bereits Mittzwanziger-Temperaturen herrschen. Daher also lieber Tour mit Bus und Bahn statt der Tortur auf dem Rad.

Zurück zu Sintra: Drei Hauptattraktionen locken vor Ort: Der Palácio de Pena, das Castelo dos Mouros, und der Palácio Nacional. Diese Reihenfolge entspricht auch der umgekehrten Reihenfolge der Entfernung vom Zentrum, welche wiederum der umgekehrten Reihenfolge meines Besuchs entspricht, was allerdings der umgekehrten Reihenfolge der Spektakularität (natürlich meiner Meinung nach) entspricht, in welcher ich diese drei aus dramaturgischen Gründen auch beschreiben werde. Alles klar?

Palácio Nacional

Da der Satz oben vermutlich ähnlich irritierend zu lesen ist, wie er zu formulieren war: Zuletzt habe ich den Palácio Nacional der Sintra besucht. Der älteste noch bestehende Palast in Portugal fällt vor allem durch zwei monumentale Türme auf:

Dies waren praktisch die Dunstabzugshauben 14. Jahrhunderts, und gewissermaßen fast das Highlight des Palastes:

Mit 33 Meter Höhe von innen schwer zu erfassen, selbst mit Weitwinkelobjektiv auf der Kamera!

Etwas, aber nicht viel, leichter zu erfassen war das tatsächliche Highlight, der Sala das Brasões:

Gold in Gold mit diversen abgefahrenen Wappen, so gehört sich das für ein Schloss!

Weiteres Highlight ist das hier erst seit Mitte August ausgestellte (endlich mal was merkwürdiges) Staatsbett!

Hier hat nicht entweder der König oder sonstwer geschlafen, sondern das Bett diente eher der Dekoration im Empfangsraum („Oho, habt Ihr aber ein schönes Bett, Eure Hoheit!“) und als Prestigeobjekt. Drauf gelegen wurde dann höchstens einmal, wenn der König dann gestorben ist, und man ihn nochmal präsentieren wollte.

Persönlich hab ich von sowas noch nie gehört, und ich vermute eigentlich eher dass der König seiner Frau gegenüber den Kauf eines unglaublich teuren, aber unbequemen Bettes rechtfertigen musste. Wie ein viel zu kleiner Sportwagen, der dann doch nur in der Garage steht.

Wie dem auch sei, zurück in der Zeit zur nächsten Attraktion, dem

Castelo dos Mouros

Zu deutsch „Maurische Burg,“ weil diese noch, wer hätte es gedacht, aus der Zeit der Mauren (Al-Andalus) stammt. Im Internet findet sich der Hinweis auf einen „überaus anspruchsvollen Wanderweg, besonders in der Sommerhitze.“ Diese Worte wurden vermutlich von der örtlichen Busgesellschaft verfasst… Also kurz den Weg hinauf, war die Burg schnell erreicht.

Tatsächlich bin ich hier eigentlich vorbeigelaufen und habe die Burg als zweites, vor dem Palácio Nacional, besucht. Aber wir wissen ja, die Dramaturgie.

Die Burg stammt aus dem 9. Jahrhundert und wurde im 12. Jahrhundert von den Portugiesen erobert. Wie das mit Burgen so ist, war sie dann irgendwann aber ziemlich unnütz, und ist ein paar Jahrhunderte lang verfallen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es dann aber wieder aufgebaut, weil der damalige König Portugals von seinem neuen Schloss (dazu später bzw. früher mehr) aus auch etwas sehen wollte.

Die Burg bietet natürlich schöne Aussichten, aber wer mich schon einmal in luftigen Höhen erlebt hat, kann es sich vorstellen: Ein hervorragender Nährboden für meine Höhenangst.

Von der Burg aus kann man ihn dann auch schon sehen, den

Palácio da Pena

Das im letzten Absatz erwähnte Schloss ist genau dieses, in den 1840ern auf einem ehemaligen Kloster errichtet. Warum sollen auch nur Mönche diese königliche Aussicht genießen dürfen? „Resembling something out of a Shrek film“ steht in meinem Reiseführer, was mir sehr passend scheint.

Dieses Schloss war dann ein paar Jahrzehnte Sommersitz portugiesischer Könige (bevor die Sache mit dem Könige haben ziemlich out war). Wer keine Höhenangst hat, kann sicher verstehen, warum.

Im Bild: mein typisch gequältes „Es ist schön, aber ich habe Panik“ Lächeln. Aufgrund solcher Passagen aber kein Wunder:

Das Innere des Schlosses ist noch überraschend gut erhalten, aber es herrschte striktes Fotoverbot. Mit soviel zum Bett des Königs: So kurz wie das ist, handelte es sich eventuell tatsächlich um den bösen König aus Shrek…

Zurück in der Stadt (also nach dem Castelo und dem anderen Palast), habe ich dann versucht, diese noch ein wenig zu genießen. Das war leider, und das ist die Kehrseite, nicht so einfach: die kleine Stadt ist wirklich übervoll mit Touristen, auf meiner Skala auf einem Level mit Dubrovnik. Gehen Abend wird es etwas besser, wenn die Tagesbesucher verschwinden. Am besten beschreiben lässt es sich aber mit dem Fußball: Es läuft das EM-Qualifikationsspiel gegen Serbien im Fernsehen, Portugal gewinnt, auch Nationalheld Cristiano Ronaldo schießt ein Tor – und es scheint niemanden zu interessieren, nur in weiter Ferne ertönt etwas Feuerwerk. Fazit: Außer den Kellnern ist hier wohl kein einheimischer mehr unterwegs…

Wenigstens waren am Abend dann deutlich weniger Menschen in den engen Gassen unterwegs.

Wer sich von den vielen Zeitsprüngen verwirrt fühlt, dem rate ich übrigens dringendst davon ab, jemals den Entwurf (da es vermutlich niemals fertiggestellt werden wird) meines unveröffentlichten Erstwerkes zu lesen…

Einen Tag und eine Nacht habe ich in Sintra verbracht, bevor es am Sonntagmorgen weitergehen sollte!

Ein Gedanke zu „Sintra: Zu Gast bei Shrek

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