[9156 km] Moskau: Drei von vier im Winterwunderland
Moskau,
Moskau.
Wirf die Gläser an die Wand,
Russland ist ein schönes Land.
Ha
Haha
Haha.— Napoleon Bonaparte
Im Nobelzug geht es also am 12.1. frühmorgens nach Moskau. Dieser Zug ist dann auch tatsächlich ein echter Schnellzug, auch wenn er aufgrund der Gleise auch nicht schneller als 160 km/h fahren kann:
Richtung Sankt Petersburg schafft das Sapsan dann auch tatsächlich hohe Geschwindigkeiten, dorthin werden wir es aber leider nicht schaffen.
An Bord werden wie immer Souvenirs verkauft, hier allerdings etwas andere als sonst – unter anderem gibt es dabei Anstecker für das russische Olympia Team zu erstehen… Irgendwas war da doch 2018 mit dem (nicht-)russischen Team, oder…?
Egal, wir kommen morgens um 9 Uhr an, das Thermometer zeigt -15 Grad, die Welt ist wieder gut.
In Moskau war ich schon 2016, damals habe ich viel über die riesige Stadt geschrieben – es gibt auch beim zweiten Mal in der Stadt gibt es natürlich noch viel zu machen und zu sehen, trotzdem werde ich mich einfach Mal auf meine alten Beiträge beziehen!
Kommunistenmumien und Piratenzaren war damals mein erster Beitrag zur Reise 2016, und tatsächlich lief unser erster Wintertag in Moskau mehr oder weniger inhaltlich recht ähnlich ab. Nach Abgabe unserer Rucksäcke im Hotel ging es auf zur Mumie:
Diesmal hatte Lenin aber nicht frei! Draußen war erstmal anstehen und das obligatorische Sicherheitstheater angesagt (vielleicht will jemand den unter Glas liegenden Lenin ja erstechen). Der Weg zum Mausoleum selbst führt an der Kremlmauer entlang, hier und dort sind Rosen niedergelegt:
Aus dem Inneren habe ich leider keine Fotos – dort herrscht striktes Fotografieverbot, und man ist immer in Sichtweite von mindestens zwei Soldaten – Lenin liegt aber überwiegend herum, rührt sich nicht, und sieht aus wie eine Wachsfigur. Lenin wurde damals nach seinem Tod hier aufgebahrt, in der UdSSR standen die trauernden natürlich Schlange. Stalin gefiel das damals so gut, dass er die Einbalsamierung Lenins befahl, der selbst lieber in Sankt Petersburg hätte beerdigt werden wollen. Gegen eine Umbettung der Leiche dorthin sind heute überwiegend noch die Kommunisten und die Tourismusbranche….
Die erste ziemlich merkwürdige Attraktion des Tages wäre damit abgeschlossen. Damit habe ich schon drei der vier Kommunistenmumien dieser Welt (Lenin, Mao, Ho Chi Minh) gesehen, es fehlt nur noch Kim-Il-Sung – aufgrund des aktuellen Regimes gibt es dafür aber keine Pläne einer Reise.
Damit hätten wir dann auch die eigene Messlatte für diesen Moskau-Aufenthalt erreicht: Alles andere wirklich wichtig zu sehende haben wir bereits gesehen. Somit steht der Weg offen für mehr oder weniger sinnlose durch-die-Stadt-laufen. Die Innenstadt verspricht bereits einiges für den Abend, aber dafür ist es einfach noch nicht an der Zeit…
Wirtdecken schnell, dass in Moskau zur Fußball-WM eine neue Seilbahn über die Moskva eröffnet werden sollte, und diese mit nur geringer Verspätung auch bereits im November 2018 tatsächlich in Betrieb ging! Also auf zum Olympiapark
und mit der Seilbahn über die gefrorene Moskva gefahren!
Mein Blick verrät es, mir war vielleicht mal wieder nur eher mittelwohl. Auf der anderen Seite des Flusses entsteht schreinbar ein Mini-Skigebiet – warum auch immer. Es folgt ein langer Spaziergang an der Moskva entlang und durch den Gorki Park, bei dem wir endlich Mai wieder kräftig eingeschneit werden!
Am Gorki Park entdecken wir – parallel zum oben erwähnten Bericht – total zufällig, dass auch im Januar Schifffahrten auf dem gefrorenen Fluss angeboten werden und schlagen entsprechend zu! Kurz nach Abfahrt treffe ich einen alten Bekannten…
Peter, den Piratenzaren!
Nach und nach kommen weitere Sehenswürdigkeiten in Sicht:
Ich vergesse dabei eventuell zwischenzeitlich mal wieder, mich passend anzuziehen…
Ein traditionsreicher Ort: Hier entstand 2016 das erste als solches erdachte Bierselfie! Ein Grund zum Feiern!
Auch nach dem Check-in im Hotel kommen Erinnerungen auf…
Schwierig zu erfassen, da Mai wieder nicht genug Platz ist: Dieses Zimmer ist NOCH enger als das Zimmer in 2016…
Irgendwann wird es schließlich aber endlich dunkel, und wir wagen uns erneut in die Innenstadt – mit höchst erfreulichen Ergebnissen!
Der Moskauer Weihnachtsgarten
Ein weihnachtlich eingepackets TSUM
2016 fand ich das GUM bereits weihnachtlich beleuchtet… Wer findet das weihnachtliche Maskottchen?
Ein seltener Anblick: Das leere Eis direkt nach der Aufbereitung!
Das letzte Bild ist sicherlich mein bisheriges Lieblingsfoto der gesamten Reise! Dort verbergen sich übrigens zwei weitere aus …Und sie schießt doch! bekannte Objekte:
Besonders schön finde ich die Weihnachtskanonenkugeln!
Selbst der Geheimdienst (im Hintergrund die Lubjanka, Sitz von FSB und vormals KGB) hat schick geschmückt!
Am nächsten Tag verschlägt es uns in Manier von Stalins schönes Erbe unter anderem natürlich wieder durch hübsch dekorierte Metro-Stationen, und ich entdecke sogar eine bisher undokumentierte:
Unter anderem besuchen wir auch wieder den 2016 erwähnten Souvenirmarkt (mit dem kitschig nachgebauten Schlösschen, das mittlerweile eigentlich ganz authentisch wirkt). Damals im Herbst waren hier die meisten Buden dicht, im Januar scheint aber Hochsaison zu sein. Neben den üblichen Souvenirs (Matrjoshkas, Ushankas und Co)
sind heute auch die wirklich merkwürdigen Buden belegt:
Im Laufe des Tages verschlägt es uns dann mal wieder zu einem sportlichen Großereignis – ZSKA Moskau gegen Dynamo Minsk! Der Kartenkauf ist nicht ganz einfach: In der Ticketbude sitzt zwar eine Frau, die zeigt aber nur irgendwo zum Eingangsbereich. Dort finden wir nach einigem Suchen versteckt unter den Eingängen sogar einen scheinbar noch geöffneten Ticketschalter, als wir uns anstellen verkauft uns eine alte Frau allerdings schwarz zwei Tickets (zum Preis von 100 Rubel pro Person – etwa 1,30€). Bei diesem Spiel sehen wir sogar das gesamte Spielfeld…
Wer jetzt denkt: Sieh an, bei ZSKA gibt es sogar Bier – der beachte meinen kritschen Blick und es sollte klar sein, worum es sich hier handelt. Das Spiel an sich ist schön anzusehen aus Sicht der Moskauer: Die Heimmannschaft dominiert mal sehr stark, mal etwas weniger, aber am Ende steht es 3:0. In der Reihe vor mir schaut ein „Fan“ (?) von Anfang an viel gespannter auf sein Handy – dort läuft Biathlon. Auch der Ultra-Block ist in dieser 12000 Zuschauer fassenden Arena recht klein – die Anzahl der echten Supporter scheint mir nicht sehr viel größer als beim Adendorfer EC…
Zurück in der Stadt besuchen wir ein weiteres Mal einen altbekannten Ort: Das VDNKh!
Hier können wir zeigen, wofür wir in Irkutsk so fleißig geübt haben!
Schlittschuh laufen um Vostok-Rakete, Mig und Co. ist ebenfalls ein interessantes Erlebnis…
Unseren letzten Tag vertrödeln wir in der Stadt, ohne besonders erwähnenswerte Großereignisse – am 14.1. verlassen wir abends Moskau mit dem nächsten Ziel in der Ukraine: Kiew!