Firenze

Firenze

Obwohl sich dieses Urlaubsjahr bisher mit einer Woche Marokko, einer Woche Alpenwandern und einem an dieser Stelle noch unbenannten, vorgesehen 4-Wochen-Urlaub im Winter bereits recht gut gefüllt fühlt, bemerkte ich doch vor ein paar Wochen mit Blick auf’s Urlaubskonto, dass sich dort noch unerwartet viele Tage versteckten.

Irgendwohin, wo es im Oktober noch erträglich warm ist, sollte es gehen. Idealerweise sollte das Fahrrad mit, was natürlich die möglichen Ziele weiter einschränkt. In der Toskana habe ich eigentlich noch den Großteil wird Urlaubs offen, und auch wenn die Bahn leider keine vernünftige Verbindung mit Fahrradmitnahme bieten konnte, wurde ich immerhin im Bereich Fernbus fündig. Ob 13 Stunden Nachtbus fahren wirklich eine gute Idee sei, da war ich mir nicht so ganz sicher – also hab ich nach anfänglichen Überlegungen dann sehr schnell gebucht, da ich wusste dass weitere Überlegungen vermutlich zu dem Ergebnis “keine gute Idee!“ führen würden.

Also ging es am 29. September abends von Stuttgart aus mit dem Reisebus in Richtung Florenz, und etwa 5 Minuten nach Abfahrt dachte ich mir “wirklich keine gute Idee mit dem Bus!“ Der mit “Extra viel Beinfreiheit“ beworbene Bus lässt selbst Flugzeugsitze in der Economy Class so geräumig wie das heimische Wohnzimmer wirken. Nachdem ich mich irgendwie reingezwängt hatte, habe ich die Nacht aber einigermaßen gut erholt überstanden, und erreichte um 9 Uhr sogar etwas früher als geplant.

Florenz

Ziemlich schnell stand ich also mit meinem Rad vor den Toren von Florenz!

So voller Tatendrang wie ich bin, radelte ich erst einmal kurz in die Stadt (soll heißen: Ich habe die Abzweigung zum Hotel verpasst), um die Lage zu erfassen.

Mit Florenz verbinde ich leicht schmerzhafte Erinnerungen. Beim letzten Mal habe ich es vollbracht, bei einem Sprung aus vielleicht einem Meter Höhe meinen Fuß zu brechen. Eine lange Geschichte, am Ende übernachteten wir in Pisa unter freiem Himmel, mein Bein wurde von den Zehen bis zu Knie eingegipst, und der Urlaub war für mich vorzeitig beendet.

Diesmal wollte ich mich etwas geschickter anstellen, tat das aber nicht. Bereits bei der Fahrt in die Stadt wollte ich an einer Ampel schwungvoll-dynamisch absteigen, blieb dabei mit dem Fuß an einer meiner Packtaschen hängen, und lag neben einem Motorradfahrer. Das endete zum Glück nur mit einer kleinen Wunde am Knie, war aber nicht gerade ermutigend.

Das Hotel war dann aber doch schnell gefunden, Fahrrad und Gepäck verstaut, und ich konnte mir die Stadt ansehen. Bei meinen letzten Besuchen als Student stand der Teil der Kultur der mit bezahlen, Anstehen oder auch Lesen verbunden war eher im Hintergrund („Hübsches Gebäude“ – „Ja! Was ist das?“ – „Keine Ahnung. Gehen wir weiter!“). Daher wollte ich mir diesmal zumindest das kulturelle Minimalprogramm vornehmen: Den Dom und die angeschlossenen Anlagen!

Ein beeindruckendes Gebäude, mit einer für mich sehr verwirrenden Ticketprozedur. Der Dom selbst ist umsonst, für Glockenturm, Baptistery (zu Deutsch… Täufnerei?), Museum und Kuppelbesteigung gibt es ein Kombiticket. Dieses muss in der entsprechenden Information gekauft werden. In den dort aufgestellten Ticketautomaten (beschriftet mit TICKETS) gab es allerdings keine Tickets, sondern nur die Reservierungen zum Kuppelaufstieg. Für den man bereits ein Ticket benötigt.

Ich hab’s dann aber geschafft mir ein Ticket zu kaufen (was ja auch eigentlich gar nicht so schwer war). Zuerst ging’s ins Baptisterium (der korrekte Name der Täufnerei), wo ich nichtmal lange warten musste.

Ursprünglich als Kirche errichtet, handelt es sich hier um das älteste Gebäude in ganz Florenz.

Als nächstes stand, da die Kirche selbst noch geschlossen war, der Glockenturm auf dem Programm.

Mit 85 Metern Höhe für mich schon eine ziemliche Herausforderung! Eine Stunde anstehen in der prallen Sonne war gar nicht so sehr mein Fall, aber was will man machen? Vier Touristen vor mir gaben nach einer Dreiviertelstunde warten auf, weil sie von irgendwem gehört hätten dass man 40 Minuten nach oben bräuchte, sobald man den Turm betreten hätte. Wer für etwa 400 Stufen 40 Minuten braucht, sollte vermutlich wirklich nicht versuchen aufzusteigen… Nach endloser Warterei durfte ich den Turm dann tatsächlich betreten, und es zeigte sich der Grund für die lange Wartezeit:

Enge Aufstiege (in den oberen Ebenen als Wendeltreppen) führten dazu, dass einfach immmer nur sehr wenige Menschen gleichzeitig den Turm betreten durften. Damit war es im Inneren auch alles andere als überfülllt, eine nette Abwechslung. In den Zwischenebenen und auf der Spitze boten sich beeindruckende Blicke über die toskanische Hauptstadt!

Dies hier ist übrigens die Domkuppel, für die die erwähnte Reservierung erforderlich war:

Die Reservierungen waren allerdings schon zwei Tage im Voraus vergriffen, der nächste freie Termin wäre Dienstag gewesen – darum war ich gar nicht mal SO böse, um ehrlich zu sein… Mir reichte es bereits, in dieser Höhe noch von diesem Käfig umschlossen zu sein:

In der zweitobersten Etage gab es dieses nette Gittter, durch das man zwei Stockwerke nach unten schauen konnte…

Was sich kleine asiatische Mädchen trauen, traue ich mich… bestimmt nicht. Ich hab einmal versucht runterzuschauen, aber so richtig nah rangekommen bin ich nicht. Dafür hab ich bestimmt entsprechend ängstlich geschaut. Hier ist der entsprechende Blick von unten…

Zu diesem Zeitpunkt öffnete dannn auch der Dom so langsam seine Pforten – ich stand mit ein paar Touristen also 10 Minuten vor Öffnung vor der Tür (sonst keine Schlange!), um dann gesagt zu bekommmen dasss der Eingang ein Stück links sei – dort schlängelten sich die Menschen dann auch angemessen lang etwa um die halbe Kirche… Zeit für Plan B: Das Museum! Keine Wartezeit, ein bisschen Information über den Dom aufnehmen, etc. Zwischendurch saß ich sogar mal zwei Minuten rum und hab einen kleinen Film mitgeschaut! Viele der Originalkunstwerke aus Dom und Turm befinden sich hier und wurden an der ursprünglichen Stelle durch Replikas ersetzt.

Wieder draußen, hatte die Kathedrale mittlerweile die Rippen geöffnet,

die Schlange vor dem Dom sich aber leider nicht sichtlich verkürzt… Man sollte ja meinen durch so große Türen würde das schnell gehen! Also hieß es wieder anstehen. Anstehen an sich ist schon nicht besonders schön, und es wird nicht besser wenn sich eine Gruppe sächsischer Frauen mittleren Alters direkt hinter mir lautstark über Gott und die Welt austauschen müssen. Die riesige Kathedrale war dann aber immerhin drinnen auch nicht überfüllt und man konnte sich bewegen!

Für den Tag reichte es mir dann auch erstmal an Kultur (und das damit verbundene Anstehen). Den Rest des Tages widmete ich etwas durch-die-Stadt-spazieren, Proviant kaufen, Essen(!) und hier und da mal ein Foto machen.

Ich hatte insgesamt einen ziemlich guten ersten Tag erwischt – durchgehend sonnig und warm, und auch nach Sonnenuntergang noch T-Shirt-Temperaturen. Passend um die mittelalterliche Innenstadt – an jeder zweiten Ecke untermalt von klassischer Musik – zu genießen, und natürlich: mal wieder ein traditionelles Selfie zu machen!

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