Vom Kosovo nach Serbien
In Pristina hatte ich mir mal wieder einen kleinen Plan für die nächsten Tage zurechtgelegt. Meine Überlegung war, am 5.10. morgens nach Novi Pazar zu fahren, dort einen halben Tag zu verbringen, und abends weiterzufahren nach Belgrad. Laut balkanviator (was sich bisher als recht zuverlässig erwiesen hat) fuhren Busse grob im 30-Minuten-Takt vom Busbahnhof in Pristina. In Novi Pazar hätte ich mir dann am Busbahnhof ein Abendticket nach Belgrad und irgendwo im Café mit WLAN eine Übernachtungsmöglichkeit dort besorgt. Falls ich erst ein Ticket für den nächsten morgen bekommen hätte, wäre ich entsprechend eine Nacht in Novi Pazar geblieben. Ein guter Plan A mit Plan B.
Die Häufung an Konjunktiven im letzten Absatz lässt bereits darauf schließen, dass das nicht funktioniert hat. Ich war morgens gegen halb zehn am Busbahnhof, dort informierte man mich dass der nächste Bus nach Novi Pazar erst um 14:20 Uhr fahren würde. Mehr Zeit wollte ich in Pristina aber wirklich nicht verbringen. Ich vermute(!) dass die online gelisteten Busse serbischen Unternehmen gehören, die nicht den Busbahnhof direkt anfahren, sondern stattdessen irgendwo in der Nähe halten – wo genau das war, konnte ich aber nicht in Erfahrung bringen (vermutlich weil die Kosovaren das nicht toll finden). Damit blieb nur der einigermaßen ungeliebte Plan C: Um 11 fuhr der nächste Bus direkt nach Belgrad.
Zunächst wollte man mir für den aber kein Ticket verkaufen, als ich sagte ich sei aus Mazedonien eingereist: Ich müsste erst dorthin zurück. Ich konnte dem Mitarbeiter aber klarmachen dass ich mit Personalausweis unterwegs wäre, dann hab ich immerhin das Ticket bekommen. Eigentlich lässt Serbien die Einreise aus dem Kosovo für Ausländer nur dann zu, wenn man auch von Serbien aus eingereist ist – der Grenzübertritt von Mazedonien nach Kosovo stellt keine gültige Einreise nach Serbien dar, beim Übertritt von Kosovo nach Serbien wird nach serbischer Meinung aber natürlich ebenfalls keine Grenze überschritten (da Kosovo ja kein Land ist aus serbischer Sicht).
An der Grenze angekommen mussten wir dann (mal was neues) den Bus verlassen und inklusive Gepäck zu Fuß über die Grenze. Ich hab entsprechend meinem Plan schon auf der kosovarischen Seite versucht mit meinem Personalausweis auszureisen, das fand der Grenzbeamte aber gar nicht so witzig. Als Belohnung gab’s dann nichtmal einen Stempel zur Ausreise in den Pass – immerhin hat er mich aber rausgelassen. Beim Warten an der serbischen nicht-Grenzseite habe ich dann auch den vermutlichen Grund für den Buswechsel verstanden: Autos mit kosovarischen Nummernschildern mussten diese abnehmen und durch serbische ersetzen. Ich wurde dann ohne weitere Probleme mit meinem Ausweis reingelassen! Eine gewisse Erleichterung, wenn man theoretisch gerade nicht so komplett ganz legal eingereist ist!
Gut, gegen Abend kam ich dann auch unbeschadet in Belgrad an – bei bestem Wetter! Auch in der Dunkelheit war’s noch einigermaßen warm, und im Gegensatz zu Pristina kann man in Belgrad auch abends rausgehen (weil in der Stadt noch was los ist)! Also hab ich zum einstimmen einen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht und Hunger und Durst gestillt!
Eventuell sieht man mir auf den letzten Foto eine gewisse Müdigkeit an, die langsam immer mehr durchkommt…
Ein wenig enttäuschend war übrigens, dass die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt zwar schon aufgebaut, aber noch nicht eingeschaltet war! Weihnachtsstimmung wäre genau das richtige zum Abschluss der Reise!
Am 6.10. erinnerte das Wetter dann eher einen einen Herbst(oder manchmal auch Sommer)tag in Deutschland. Morgens 12 Grad mit Regen, und die Kurve zeigt für den gesamten Tag nur nach unten. War ja auch schon wieder viel zu lange gutes Wetter!
Hier ist auch teilweise die schön vorbereitete Weihnachtsbeleuchtung zu sehen.
Ich hab mich davon aber erstmal nicht beirren lassen, und den Weg durch die Innenstadt zur Festung unternommen! Diese ist auch recht groß, und die Mauern sind auch noch ganz gut erhalten. Laut meinem Lonely Planet wurde die Festung über 40 mal zerstört und neu aufgebaut. Das scheint mir zwar als ob der Zweck nur so halbwegs erfüllt wurde, aber sie (die Serben, Österreicher, Türken, Römer usw.) werden sich schon jeweils es dabei gedacht haben!
Zu Beginn war noch ziemlich wenig Betrieb, nach und nach trafen aber offenbar immer mehr Busladungen mit Menschen ein. Innerhalb der Festung gab es noch ein paar merkwürdig anachronistisch anmutende Dinge… Zum Beispiel diese Ausstellung an Panzern und Raketenwerfern:
Und scheinbar haben auch die Habsburger hier schon ihr Basketballspiel trainiert.
Und… ähm, ich vermute die Römer haben die Festung mit Hilfe von Dinosauriern verteidigt.
Ja, oder so ähnlich.
Das Wetter wollte leider nicht so richtig aufklaren, mir taten auch die Beine weh, also hab ich die Pausenzeiten erhöht, mir die Extraportion Cevapcici gegeben, und war am Nachmittag im Kino (anstatt bei Regen im Café herumzusitzen kann ich auch Blade Runner schauen). Das Kino hatte übrigens noch weniger Beinfreiheit als ein Flugzeug von Ryanair…
Gegen Abend klarte es immerhin wieder auf und war nicht mehr ganz so kalt, so dass ich nochmal etwas unterwegs war. Belgrad ist die einzige Millionenstadt dieser Reise, was man sich deutlich merkt – es ist bis spät abends noch Betrieb und die Stadt pulsiert, eine angenehme Abwechslung zum Ende der Reise!
Belgrad ist eigentlich meine letzte Station, am Sonntagabend ist von hier Abflug. Dennoch mache ich an dieser Stelle einen logischen Bruch zwischen zwei Einträgen – warum steht dann natürlich erst im nächsten!