Kosovo
Die Busfahrt von Skopje nach Pristina war bisher definitiv die rumpeligste Fahrt der ganzen Reise. Glücklicherweise mit nur zwei Stunden aber auch die kürzeste Fernbusfahrt (glaube ich).
Der Grenzübertritt verlief soweit problemlos, und auf der kosovarischen Seite bekam ich sogar einen Stempel in den Pass gedrückt! Als Stempelsammler hat mich das natürlich begeistert, vor allem da ich bisher nur sehr wenige Stempel erhalten habe: Einreisestempel gab’s nur in Bosnien-Herzegowina (einmal) und in Montenegro. Der Stempel aus Montenegro ist auch noch auf einer Seite gelandet, die nicht gestempelt werden darf. Ausreisestempel gab’s gar nicht. Der Kosovo-Stempel ist damit auch mein erster Stempel eines nur teilweise anerkannten Staates.
Zumindest im Gebiet um die Hauptstadt Pristina merkt man von dem prinzipiell noch bestehenden Konflikt aber nicht viel. Zwei KFOR-Kasernen gibt es, aber Soldaten sieht man eigentlich keine.
Was sieht man dafür? In Pristina eigentlich gar nicht so besonders viel… Ein kleines historisches Stadtviertel mit Basar (durch den sich hier auch Autos drücken), diversen Moscheen in mehr oder minder gutem Zustand und mal wieder einem Uhrturm (der sich woanders befindet als er laut meiner Karte sein sollte):
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt selbst sind nach einem halben Tag also eigentlich schon zu Fuß abgelaufen. Ich entschließe mich dann tatsächlich, trotz des guten Wetters, die hoch angepriesenen Museen zu besuchen.
Zuerst wäre da das ethnologische Museum: Laut Beschreibung alte osmanische Häuser mit authentischer Einrichtung:
Zwei von drei Häusern wurden aber gerade renoviert, das dritte konnte ich immerhin betreten:
Ja, ein bisschen Einrichtung gab’s zu sehen. Bei allem Interesse vergesse ich zwar 90 Prozent der aufgenommenen Informationen nach einem Museumsbesuch, aber ein paar Schilder oder Erklärungen hätte es ruhig geben dürfen.
So war ich halt nach fünf Minuten wieder draußen und bereit, noch einen Museumsbesuch zu wagen. Das Museum des Kosovo liegt ganz in der Nähe, und macht von außen auch schon ein bisschen mehr her:
Ich hatte zunächst etwas Mühe den Eingang zu finden und bin dann durch die Hintertür rein (ja, ich war vielleicht ein klein bisschen orientierungslos). Dort hat mich ein bisschen gewundert warum zwei alte Waschmaschinen ausgestellt wurden… Gut, nach kurzer Neuorientierung hab ich dann auch den riesigen richtigen Eingang gefunden. Und das innere war ebenfalls überragend unterwältigend:
Ein paar kleine historische Funde gab es, aber nichts wirklich spezifisches zum Kosovo selbst. Dafür hatten sie hier Hinweistafeln aufgehängt…
Irgendwann hab ich mal gelernt dass man einen Text durch Absätze lesbar machen sollte… Diese Wand von Text konnte ich mir bei allem kulturellen Interesse dann leider doch nicht antun. Es gab auch noch Räume für wechselnde Ausstellungen, diese waren aber leer.
Danach konnte ich immerhin noch ein… interessantes Gebäude entdecken. Wer das Design der Stuttgarter Stadtbibliothek für ungewöhnlich hält, dem sei ein Blick auf die Bibliothek Pristinas nahegelegt:
Eine Sehenswürdigkeit gab es dann noch in der Nähe: Ein Kloster im nahegelegenen Gračinica soll sehr ansehnlich sein, habe ich gelesen. Am ersten Tag hab ich mir außerdem von einer Amerikanerin erzählen lassen dass ich lieber mit dem Taxi hinfahren sollte statt mit dem Bus, weil dieses nur 30 Minuten statt wie der Bus 2 Stunden bräuchte. Authentisch unterwegs wie ich bin saß ich natürlich am zweiten Tag vormittags im Bus, bewaffnet mit Keksen für die lange Reise. 20 Minuten später war Ankunft. Es gibt also doch noch Leute, die noch verplanter unterwegs sind als ich. Was mit den Keksen passiert sein könnte wird der Phantasie des Lesers überlassen.
Das Kloster war dann von außen auch wirklich ganz hübsch anzuschauen:
Innen drin gab es zwar nette Malereien, aber der große Hauptteil wurde gerade neu gestrichen…
Damit gab es drinnen eigentlich nur noch eine kleine Kapelle zu sehen, nicht viel mehr:
Ein ganzer Tagesausflug war damit natürlich nicht wirklich zu füllen. In der Nähe von Pristina hätte es zwar auch noch eine Tropfsteinhöhle gegeben, aber die letzte in Slowenien zu Beginn des Urlaubs hat mir eigentlich gereicht.
Damit war Pristina nach zwei laufstarken Tagen in Skopje wieder eine sehr entspannte Stadt – durch die späte Ankunft und die Tatsache insgesamt ganz gut in der Zeit zu liegen, gönnte ich mir hier sogar drei Nächte am Stück! Entsprechend stand aber 5.10. aber auch mal wieder eine Fahrt am Morgen auf dem Zettel, um (hoffentlich erfolgreich) nach Serbien weiterzureisen! Mein Plan ist es eigentlich, morgens nach Novi Pazar zu fahren, dort den Tag zu verbringen, und abends mit dem Bus weiter nach Belgrad zu fahren. Je nachdem ob das klappen sollte oder nicht, muss ich mir entsprechend morgen in Belgrad bzw. in Novi Pazar eine Schlafgelegenheit suchen. Und dann wäre da natürlich noch die Sache mit der Einreise nach Serbien… Aber dazu mehr im nächsten Beitrag!
Abschließend muss ich noch erwähnen dass die Restaurants hier leider das lokale Bier mal wieder nicht führen (Stichprobengröße: 1), und ich daher wieder auf ein viel zu dunkles Selfie vom Balkon mit einem Supermarktbier zurückgreifen muss – dafür aber ein lokales!