Die Donau rauf, runter, und weit weit weg davon
Am vorletzten Tag, Samstag den 7.10. habe ich Belgrad morgens schon wieder verlassen! Warum? Drei Tage (Freitag bis Sonntag) in Belgrad alleine wären mir etwas viel gewesen, und ich wollte gerne noch eine andere Stadt neben Belgrad sehen! Mit Novi Pazar hatte es ja leider nicht funktioniert, daher ging es auf ins nur eine Busstunde entfernte Novi Sad! Novi Sad ist zwar die zweitgrößte Stadt des Landes, mit gerade einmal 200 000 Einwohnern ist der Unterschied aber spürbar stark!
Angekommen bin ich morgens gegen 10 Uhr (bei der kurzen Busfahrt hätte ich fast meine Station verschlafen…), und zwar bei bestem… Naja, etwas besserem Wetter als am Vortag. Immerhin hat’s nicht geregnet!
Am nächsten Morgen sollte es für mich zurückgehen nach Belgrad, also konnte ich hier noch einen entspannten vorletzten Tag verbringen. Zunächst ging es wieder durch die recht kleine Innenstadt:
Auf der anderen Seite der Donau befindet sich die strategisch vermutlich nicht ganz ungünstig in einer Flussschlinge platzierte Festung der Stadt:
Von der Festung aus gab’s einen Ausblick über Alt- und Neustadt:
Ein Highlight ist angeblich diese Uhr im Turm:
Wer gut aufgepasst hat wird bemerken dass hier was nicht ganz stimmen kann. Die Uhr zeigt zehn nach acht, ich bin aber erst gegen 10 Uhr in Novi Sad angekommen. Bei dieser Uhr haben die Serben Stunden- und Minutenzeiger vertauscht, das heißt der lange Zeiger zeigt hier die Stunde an. Die offizielle Begründung ist die, dass die Donaufischer somit leichter vom Fluss aus die Zeit ablesen können. Ich bin mir aber einigermaßen sicher, dass der Uhrmacher damals hier seine Liebe zum Rakija (dem lokalen Schnaps) entdeckt hat, und das Debakel erst am nächsten Tag bemerkte. In seinem verkaterten Kopf ist ihm dann vermutlich nichts blöderes als die Sache mit den Fischern eingefallen…
Bevor Gerüchte aufkommen dass ich diese Einträge doch nur von einem Ghostwriter habe verfassen lassen, gibt’s an dieser Stelle auch nochmal den Beweis dass ich es wirklich bis nach Serbien geschafft habe:
Über der Donau flog an diesem Tag auch noch eine alte Mig im extremen Tiefflug, die auch noch einige Loopings und Fassrollen flog. Vermutlich war das eher beabsichtigt als die Uhr, eventuell aber auch auf den Konsum von Rakija zurückzuführen… Für meine alten langsamen Hände war sie aber leider deutlich zu schnell um ein Foto machen zu können. Seit Jahrhunderten unbewegte Dinge kann ich da schon deutlich besser fotografieren! Die Burg sah von innen teilweise eher.. hügelig aus burgig aus. Vermutlich wurde das ganze von einem Hobbit entworfen:
Die Donau wirkte hier übrigens auch deutlich mächtiger als in Belgrad – um ein kleines Gefühl dafür zu bekommen, dass es auch in Europa tatsächlich große Flüsse gibt:
Mancher Leser wird sich an dieser Stelle vermutlich auch über das scheinbar sehr wechselhafte Wetter wundern, bei dem sich häufig blauer Himmel mit Wolken abwechseln: Ja, mich hat das auch sehr gewundert, ich musste merkwürdig häufig zwischen T-Shirt, Pullover und Jacke wechseln…
Nach dem Burgbesuch habe ich dann nochmal das gemacht was ich am besten kann: Ohne Ziel herumlaufen! In Novi Sad ging dies sehr gut an der Donau entlang, es gab sogar einen kleinen Sandstrand…
Ja, natürlich mit Blick auf die Burg!
Nach einigen Kilometern war’s mir aber dann auch wieder genug mit dem Spazierengehen, und so ließ ich den Tag entspannt zu Ende laufen – Kaffee trinken, Essen, lesen, das Schreiben des letzten Blogeintrags vor mir herschieben, das übliche!
Am letzten Tag, dem 8.10., war als logische Folge des Abstechers die Rückkehr nach Belgrad nötig. Da es einen günstig gelegenen Zug morgens um halb neun gab und ein Zug einige Nummern entspannter ist als ein Bus, wählte ich diesen natürlich auch. Am Ende brauchte dieser zwar doppelt so lange, aber dass eine einstündige Fahrt sowieso viel zu kurz ist und ich bei sowas nur potentiell meinen Stopp verschlafe, hatte ich ja am Vortag festgestellt.
Apropos verschlafen: Ich hatte großes Glück dass die Endstation des Zuges Belgrad war, sonst wäre ich wohl sonstwo gelandet… Ich wachte irgendwann durch ein Klopfen am Fenster auf, wo der Schaffner mir signalisierte ich sollte doch endlich aussteigen. Alle Türen (natürlich bis auf die am weitesten entfernte) war natürlich schon abgeschlossen. Das hätte ganz gut nach hinten losgehen können. Wenig hilfreich war auch, dass es in Belgrad zwei Bahnhöfe zu geben scheint, die mehr oder minder offiziell als „Belgrade Central“ bezeichnet werden. In meinem verschlafenen Kopf dachte ich aufgrund der unbekannten Umgebund dann erstmal ich wäre doch schon irgendwo im Depot gelandet, zumal sich der Bahnhof noch teilweise im Bau befand. Ich hab’s dann aber geschafft mich neu zu orientieren, und das Sightseeing des letzten Tages begonnen. Zunächst gab es eine große Kirche zu bestaunen:
Von außen mal wieder beeindruckend, von innen eher ernüchternd:
Es wurde hier zwar schon gebetet, aber so ganz fertig war die Kathedrale noch nicht… Einem weniger müden Menschen als mir würde an dieser Stelle vermutlich eine schöne Anspielung auf die Gazprom-Werbung und unseren Altkanzler einfallen – ich befinde mich aber vermutlich schon soweit im Koffeeinentzug, dass mir das an dieser Stelle einfach nur russisch vorkam.
Damit war meine letzliche Besichtigungslust auch einigermaßen gestillt – am letzten Tag taten die Füße (und für die Nicht-Schwaben: Auch die Beine) genug weh, so dass ich nach der Kirche nur noch ein einziges Foto gemacht habe:
Bei bestem Wetter am letzten Tag gab’s dann zum Abschluss nochmal den großen Balkan-Teller (Ein riesiger Berg Fleisch verschiedenartigen Ursprungs, dazu gehackte Zwiebel und ein paar Pommes) in der Sonne, den ein oder anderen Kaffee – und irgendwann am Nachmittag hieß es dann ab in Richtung Flughafen.
Etwas mehr als zwei Stunden vor Abflug meines Fliegers war ich dort, da ich ein paar gewisse… Diskussionen mit der Grenzpolizei befürchtete. In meinem Hotel in Belgrad teilte man mir mit, dass die Registrierung bei der Polizei (in Serbien für Ausländer notwendig) vollständig elektronisch erfolgte, und ich deshalb kein Papierdokument bräuchte – bei der Ausreise würde der Grenzbeamte das automatisch angezeigt bekommen… Scheinbar war’s der Beamtin aber egal wie ich ins Land gekommen war (oder es wurde eben nicht angezeigt, dass ich nur eine einzige serbische Nicht-Grenze übertreten hatte…), und ich wurde ohne weitere Fragen rausgelassen. Eine gewisse Erleicherung kann ich an dieser Stelle nicht leugnen (auch wenn ich nicht schwitzend und zitternd an der Kontrolle stand, wie sich das mancher Leser vermutlich gerne ausmalt. Solche Reaktionen sind nur großen Höhen vorbehalten).
Ebenfalls angenehm war, dass ich durch meine relativ frühe Ankunft auf einen früheren Flug über München statt wie geplant über Wien umgebucht wurde – warum war mir in diesem Moment ziemlich egal. Ich war am Flughafen, und die Umbuchung bedeutete eine Ankunft in Stuttgart gegen acht Uhr abends statt zehn vor zehn! Der einzige kleine Wermutstropfen dabei war, dass ich sonst vielleicht das Wasen-Feuerwerk (ab halb zehn für etwa 15 Minuten) vom Flugzeug aus hätte sehen können – so gab’s eben nur den Blick auf die tollen Blinklichter der Fahrgeschäfte!
Auch diese Reise ist damit beendet – ich bedanke mich bei allen Lesern für das Interesse am Reiseblog, und demonstiere zum Abschied, dass ich auch alleine zumindest ein gutes Bierselfie machen konnte:
Ich, ausreichende Beleuchtung, lokales Bier und, ganz wichtig: Sogar mit erkennbarem Hintergrund! Bis zur nächsten Reise an dieser Stelle!