Ohrid
Nach der Ankunft in Ohrid hab ich nochmal drüber nachgedacht ob ich das Reisetempo wirklich wie eigentlich beabsichtigt gegenüber der Vorwoche heruntergefahren hab. In der einen Woche alleine war ich in Dubrovnik, Kotor, Tirana, Berat und jetzt Ohrid. Schon wieder fünf Städte pro Woche.
In Ohrid hatte ich dafür auch zwei Nächte, genauso wie davor in Berat. Also ist eigentlich alles entspannt!
Was ist zur Stadt zu sagen? Erstmal zum Land an sich: In Mazedonien schreibt man erstmal im Prinzip offiziell kyrillisch. Aber dann auch wieder nur so halbernst. Zumindest hier in Ohrid schreibt man ebenso gerne in lateinischen Buchstaben. Besonders gerne schreibt man auch verschiedene Wörter (z.B. in Restaurant-Namen) hintereinander unterschiedlich.
Ich muss mich zwar wieder ein wenig an kyrillisch gewöhnen, und in den Buchstaben gibt’s teilweise Abweichungen zu den Russen (den Mazedoniern scheint ein einziger Sch-Laut zu reichen, so unglaublich das scheint), aber das lesen klappt eigentlich ganz gut. Bis ich so einer Mischform begegne, meine Gedanken verknoten und das Gehirn erstmal neu starten muss.
Sonst ist es aber ganz angenehm hier! Ohrid ist mal wieder eine sehr schönes kleines Städtchen (ich hab überwiegend bisher echt eine gute Auswahl getroffen) mit 40 000 Einwohnern, gelegen am Ohrid-See (was Namen betrifft ist man auch hier nicht sonderlich kreativ). Die Grenze nach Albanien verläuft teilweise durch den See, man kann also bis nach Albanien schauen und teilweise auch mit dem Boot fahren. Hätte ich das gewusst, wäre das vielleicht auch ein guter Grenzübertritt gewesen!
Ohrid wurde auch wieder von der UNESCO verkulturerbt, und auch hier nicht zu Unrecht! Schön gelegen am See, mit hübschen alten Häusern, strategisch platzierten Kirchen (auch die orthodoxen Pfarrer wollen gerne die besten Aussichten für sich), und mit einer Festung in der Mitte (Bei Lage gilt halt König sticht Bischof, also hat man von der zentralen Festung einen noch besseren Blick).
Heute soll’s mal wieder ein fotolastiger Beitrag werden, nachdem der letzte sehr textlastig war. Also, ein paar Eindrücke der Stadt:
Auf dem zweiten Foto ist die erwähnte Festung zu erkennen. Mit kleinen Umwegen aufgrund meiner schlechten Orientierung um etwas mehr von der Stadt zu sehen, hat es mich natürlich dort hinauf gezogen, um mir erstmal einen Überblick über die Umgebung zu verschaffen.
Ohrid ist angenehmerweise unmittelbar außerhalb der Altstadt auch nicht allzu stark verplattenbaut worden, wie man vielleicht erkennt. Von der Festung selbst sind leider nur noch die Mauern übrig geblieben, sowas wie ein Schloss hat man nicht übrig gelassen.
Auf den ersten Foto sind noch Geländer zu erkennen, auf dem zweiten sieht man dass die Mauer aber nicht durchgehend mit Geländern versehen ist. Das ist natürlich nicht gerade mein Fall… Aber zum Glück war’s nicht so windig oben, und auf der Innenseite der Mauern ging’s ja nur maximal zehn Meter nach unten. Ich bin also gut durchgekommen.
Eine weitete Erwähnung wert sind natürlich die religiösen Gebäude. Eine gut erhaltene Moschee konnte ich entdecken:
Location-mäßig liegt diese aber ziemlich ungünstig – am Rande der Altstadt, ohne Blick auf den schönen See. Da waren die Christen hier deutlich glücklicher bei der Landsuche für ihre Bauten:
Außerdem gibt es teilweise noch eine geradezu weihnachtliche Beleuchtung:
Absolut großartig! Die Wettersituation sah zwar teilweise etwas bedrohlich aus, bis auf einen relativ kurzen Schauer blieb es aber trocken. Richtung Süden am See entlang ließ sich außerdem ein Meisterwerk der Stadtplanung betrachten:
Hier wurde aus der Stadt heraus eine grob geschätzt 5 bis 7 Kilometer lange Promenade errichtet, dann aber bemerkt dass da ja noch gar nichts an den Seiten gebaut wurde. Ich hatte eigentlich gehofft hier bis ins nächste Dorf laufen zu können, leider leider wurde aus der Promenade dann aber irgendwann ein eher schlammiger Weg aufgrund des angesprochenen Schauers. Gut, Pause machen kann ich auch gut im Nichts!
Auf dem Rückweg kamen dann etwas vor der Stadt doch noch ein paar Cafés/Bars am See… Diese sahen zwar erstmal recht geschlossen aus, man konnte aber seitwärts reinlaufen. Ich konnte dann drinnen am Tresen sogar ein paar Gestalten erkennen… Also hab ich mich einfach mal an den See gesetzt (in der Vermutung nicht bedient zu werden), nach ein paar Minuten kam dann aber doch ein Kellner. Hier kann ich dann mal eine weitere Merkwürdigkeit beschreiben, die mir ebenfalls schon mehrfach aufgefallen ist: Bei nicht allzu viel Betrieb, wenn der Kellner sich dann entscheidet dass er bedienen möchte, wird dem Gast erstmal eentgegengetrete und mehr oder weniger nett (na gut, eher weniger) Hallo gesagt. Eine Karte wird aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitgebracht. Daraufhin beginnt dann ein gewisser Starrwettbewerb. Der Kellner und ich warten beide angespannt darauf was wohl als nächstes passiert – ich muss leider zugeben dass ich nach einigen Sekunden bisher immer aufgeben musste und fragen musste, ob ich denn wohl eine Karte sehen darf. Dann kommt der Kellner aber meistens auch nach ein paar Minuten mit der Karte zurück.
Gut, entspannend war’s dann am See trotzdem!
An der Promenade wollte mir dann noch ein polnischer Reisender einen Welpen andrehen – ich musste aber leider dankend ablehnen… In Richtung Norden am See entlangzulaufen hab ich nicht mehr geschafft (da war halt der Berg mit der Festung im Weg…), immerhin hab ich dahin aber nochmal fotografiert:
Sobald es dunkel wurde, wurde es leider in der Stadt dann auch recht schnell langweilig – ohne Sonne war es tatsächlich abends nicht mehr allzu warm, draußen saß also kaum noch jemand. Die begrenzten Möglichkeiten zum drinnen sitzen waren mir meist deutlich zu verraucht (wobei auch dort nicht viele Menschen saßen, nur ein paar Leistungsraucher). Ich hab mich dann noch etwas an der Fotografie im Dunkeln probiert. Einmal im Hafen:
Und einmal auf dem Balkon meines Hotels:
Ansonsten sollte hier der Vollständigkeit halber noch erwähnt werden dass ich mir den Nacken verdreht habe, vermutlich im Bus von Berat nach Elbasan. Wenn die Rückenlehne auf Schulterhöhe endet, ist das mit dem Schlafen nicht immer ganz einfach. Entsprechend schau ich eventuell teilweise vielleicht ein bisschen gequält. Bin aber total tiefenentspannt!
Apropos tiefenentspannt: Genau so geht es (hoffentlich) am 30.9. um 15 Uhr (also nach zwei Tagen Ohrid) in die Hauptstadt Mazedoniens: nach Skopje!