Berat – Ohrid
Mein letzter Beitrag endete ja mit einem kleinen Cliffhanger, außerdem wurde beim letzten Beitrag ja vermutlich aufgrund der langen Wartezeit teilweise schon vermutet ich sei tot. Daher gibt’s heute einfach mal einen Kurzbericht über einen halben Reisetag.
Am Donnerstag, den 28.9. musste ich zur Abwechslung mal wieder etwas früher aufstehen: Um 6:30 stand ich an der Haltestelle für den Stadtbus in Berat. Ich sorgte mich vorher ein wenig ob der Bus so früh schon (wie behauptet wurde) alle Viertelstunde fahren würde, was allerdings unbegründet war. Mit mir warteten auch noch einige Einheimische mit Gepäck, was in aller Regel ein gutes Zeichen ist. Als der Bus ankam, war er nur leider nach mitteleuropäischem Verständnis schon voll… Mit ein bisschen Stopfen ging aber noch was. An der nächsten Haltestelle wollten nochmal ein paar Leute rein. Und an der danach nochmal eine ganze Menge. Die japanischen Metro-Stopfer wären hier ganz hilfreich gewesen. So war’s nochmal eine Nummer enger als meine Buserlebnisse in China, würde ich schätzen.
Zehn vor sieben war ich am Busbahnhof, eine halbe Stunde vor geplanter Abfahrt. Um sieben kam der Bus auch, soweit lief alles gut. Ein schnuckeliger alter Mercedes-Bus im Stil einer größeren Marshrutka. Da kann man ja nur gute Laune haben!
Angekommen bin ich gegen 20 vor 10 in Elbasar! In Elbasar gibt es zum Beispiel ein Schloss:
Na gut, die Mauerreste eines Schlosses. Vielleicht gibt’s auch noch mehr, ich weiß es nicht. Ich bin nämlich nur zum wegfahren hergekommen. Laut Wikitravel musste ich zur örtlichen Hauptpost. Gut vorbereitet habe ich mir am Vorabend herausgesucht wo diese ist, bin hingelaufen… und konnte dort ein bisschen blöd gucken. Mit ein bisschen Herumfragen habe ich die Information erhalten, es doch am Stadion zu probieren. Also ging’s dorthin, um einen “Furgon“ zu erwischen. Das ist praktisch die albanische Version einer Marshrutka. In diesem Fall in Elbasar werden aber reguläre Minibus-Taxis eingesetzt. Ich bin mir einigermaßen sicher dem Fahrer mit meinen letzten 600 Lek (etwa 4,50€) zuviel gezahlt zu haben (immerhin wollte er ursprünglich 700), aber dort wo ich hinfahre brauche ich keine Lek mehr: Die Grenze zu Mazedonien. Im Zweifel lässt sich der Grenzbeamte bestimmt sowieso lieber in Euro bestechen.
Wie man sieht, kamen hier schon Müdigkeit und Koffeinmangel langsam zum Tragen.
Zehn nach zehn war Abfahrt. Zu diesem Zeitpunkt sind wir noch zwei Passagiere, an irgendwelchen Kreuzungen wird aber aufgefüllt bis das Auto voll ist. Schön kuschelig auf der Rückbank mit 3,5 Personen (mein Nachbar zählt für eineinhalb). Dafür tut der Fahrer aber alles dafür dass die Fahrt nicht so lange dauert. Überholverbote in Kurven sind ja auch unnötig, vor allem wenn man doch sowieso nicht sehen kann wenn jemand kommt. Er hält auch den albanischen Sicherheitsabstand (eine gute Armlänge) meistens ein. Der Fahrgast auf dem Vordersitz ist unterdessen ein Vorbild an Selbstbeherrschung: Er schafft es zwischendurch immerhin mal bis zu 15 Minuten ohne Zigarette. Damit er sich nicht so alleine fühlt, raucht der Fahrer auch ab und zu eine mit. Zwischendurch steigen immer mal Leute aus und wieder ein, aber der Raucher bleibt.
Gegen zwanzig vor zwölf ist diese Fahrt dann ebenfalls beendet: An der Grenze zu Mazedonien steige ich aus.
Vor dem Grenzübergang werden mein rauchender Mitfahrer und ich schon vom nächsten Taxi abgefangen, so dass ich nicht ganz wie geplant zu Fuß über die Grenze komme, sondern eben im Taxi (wer sich wundert: in so grenzübergreifendem Verkehr scheinen auch die einheimischen lieber Euro zu verwenden, da ich natürlich keine Lek und auch noch keine Denare hatte). Eine verkraftbare Abweichung. Von diesem Fahrer geht meines Erachtens auch etwas weniger Gefahr aus dass die Fahrt zwar schnell, aber im Sarg endet – vermutlich sorgt er sich aber mehr um seine alte E-Klasse als um die Passagiere. Um 12 stehe ich in Struga – gut, ich bin immerhin schon im richtigen Land! Meine große Sorge war vorher festzusitzen! Struga hat immerhin auch eine nette Cafémeile am Fluss!
Wichtiger: Neues Land, kein Geld, keine Ahnung wie ich zum Ziel komme. Ein Geldautomat ist schnell gefunden, und herumfragen (“Awtobus Ohrid“ sagen und möglichst blöd gucken) führt auch wieder zum Ziel.
Der letzte Bus ist einer in der Art des ersten heute morgen. Nur komplett vollgestopft. Hier zeigt sich auch nochmal eine lokale Eigenart: Die Dachluke eines Busses darf erst geöffnet werden wenn der Innenraum die Betriebstemperatur von mindestens 35 Grad erreicht hat. Sonst fühlen sich Albaner und Mazedonier einfach nicht wohl und machen schnell alles wieder zu.
Schon um 13 Uhr bin ich dann in Ohrid angekommen! Ohne genauere Nachforschungen (da nicht möglich) hatte ich vorher mit 14 bis 15 Uhr gerechnet, vor allem wegen der vielen Umstiege.
Ich hab mir dann noch etwas die Stadt angeschaut (dazu mehr im nächsten Beitrag) und beim Abendessen mal… ein Wein-Selfie gemacht!
На здравје, wie der Mazedonier sagt!