Tobolsk – Tjumen – Krasnoiarsk
Ein Mann geht in eine Kneipe (Nein, ich stelle nicht um auf einen Flachwitz-Blog… Ist aber vielleicht eine gute Idee als zukünftiges Projekt) und betrinkt sich ganz kräftig. Es wird geraucht, er schwitzt aufgrund der vielen Leute, das ein oder andere Bier landet auf der Hose. Er torkelt nach Hause, schläft den Rest der Nacht auf der Terrasse, und… Die subtile Mischung aus kaltem Rauch und getrocknetem Schweiß und Bier ergibt einen leicht süßlich-stechenden Geruch. In etwa so roch es im Platskart-Wagen von Tobolsk nach Tjumen. Abteile gibt es nicht, auf einer Seite des schmalen Gangs befinden sich vier Betten senkrecht zum Gang, auf der anderen zwei parallel zum Gang. 54 Betten in einem Waggon. Für die 4-Stunden-Fahrt von Tobolsk nach Tjumen zählt diese Erfahrung durchaus als Erlebnis, was man mal mitgemacht haben muss auf der Reise. Auf einen längeren Aufenthalt im Großraumabteil können wir aber gut verzichten. Ich habe leider nur ein extrem schlechtes Foto machen können, da ich nicht offensiv in die Menge fotografieren wollte.
Nach einer halben Stunde Wartezeit in Tjumen stand unser Zug mit der erwähnten Nummer 82 bereit, und der sah tatsächlich gar nicht mal so schlecht aus. Recht saubere Abteile, es gibt ein Bordrestaurant (probieren wir auf einer späteren Fahrt), und die Toilette enthält eine theoretische Dusche, die zwar außer Betrieb ist, aber zumindest etwas Bewegungsfreiheit ermöglicht. Außerdem schnarcht tatsächlich keiner unserer zwei Mitreisenden in der ersten Nacht, was will man mehr?
Einer unserer Nachbarn verlässt uns frühmorgens und wird etwas später durch einen neuen Mitreisenden abgelöst. Glatze, Fleischberg, Anker-Tattoo auf dem Arm, oben fehlen einige Zähne, die untere Reihe ist aus Gold. Trotz der etwas fiesen Erscheinung entpuppt er sich als sehr lieber Kerl, der unbedingt seinen Wodka und seinen Proviant mit uns teilen möchte! Essen ist immer gut, Wodka pur gegen 11 Uhr morgens eher… ungewohnt! Arne und ich nehmen jeweils zwei, unser Begleiter ein paar mehr… Als er dann mit unserer Unterstützung die Flasche leeren konnte, kann er auch zufrieden den Zug verlassen. Bären beobachten oder jagen (das konnten wir nicht so recht herausfinden), auf jeden Fall geht’s mit dem Auto weiter.
Gut, im Zug Wodka trinken zählt sicher auch als TransSib-Erlebnis, das man mal machen muss! In Novosibirsk verlässt unser anderer Mitfahrer (der wohl von unserer Wodka-Interaktion sichtlich belustigt war) uns, und wir haben das Abteil für uns… Praktisch eine Nacht erster Klasse, was will man mehr! Ankunft ist gegen 2:35 Uhr Moskau Zeit (nach der alle Uhren in Zügen und Bahnhöfen laufen) – 6:35 Ortszeit. So langsam macht sich die Zeitverschiebung bemerkbar, da wir mal wieder zwei Zeitzonen auf einmal durchfahren haben.
Nachtrag: Ich habe Arne versprochen ein Bild in voller Zugmontur auf dem Bahnsteig von mir zu veröffentlichen. Man trägt dieses Jahr Schwarz (für mich ein äußerst merkwürdiges Gefühl) mit Schlappen und ohne Socken!