Moskau – Kazan
Kurz vor sieben Uhr abends, Moskau. Es ist endlich Zeit für die erste Fahrt in der Eisenbahn. Am Bahnsteig liegt ein nostalgischer Kohlegeruch in der Luft, heutzutage nicht mehr von den Lokomotiven selbst, sondern von den Waggonheizungen ausgehend.
Das Boarding verläuft unkompliziert: Pass vorzeigen, warten bis die Provodniza den Namen auf ihrer Liste findet, einsteigen. Aus den Lautsprechern tönt seichte russische Popmusik.
Der Zug fährt pünktlich wie die russische Eisenbahn um 1920 ab. Bei uns im Abteil sitzen bereits zwei junge, hübsche Russinnen eine ältere Frau, die nett fragt woher wir kommen und wohin wir fahren. Später kommt dann noch ein Mann dazu, der zumindest vorerst kein einziges Wort spricht. Er beginnt kurz nach Abfahrt sein Bett aufzubauen, mit der seltsamen Entscheidung das Kopfkissen an mein Trittleiterende zu legen.
Arne und ich stoßen mit einer Flasche Bier auf die erste Zugfahrt an – um kurz darauf von der Schaffnerin gerügt zu werden, dass dies wohl verboten sei. TransSib mit Alkoholverbot? Das widerspricht sämtlichen Berichten, die ich bisher gelesen habe… Wir entschließen uns in die oberen Betten zu verlegen, wo wir einigermaßen ungesehen trinken können.
Der stumme Mitfahrer unter mir hängt seine Kleidung an den Haken am Fußende meines Bettes… Zu meinen Füßen… Ich kann mir nicht vorstellen dass er diese Entscheidung nicht in naher Zukunft bereuen wird!
Egal, wir sind unglaublich müde von den letzten Tagen. Bei kuscheligen geschätzten 25 Grad bricht die erste Nacht auf Rollen für uns früh an.
Um 7 Uhr rüttelt die Schaffnerin an meinen Bein. Die Nacht war überraschend gut, obwohl das Bett mir etwa 20cm zu kurz war. In einer Stunde ist Ankunft in Kazan. Zum Frühstück noch einen Tee, etwas aus dem Fenster schauen, Sachen packen.
Arne verstößt gegen sein erstes Gebot, die Jogginghose nicht außerhalb von Bahn oder Unterkunft zu tragen…
Heute und morgen wird Kazan erkundet!