Eine Minute im Baikalsee…
…verlängert das Leben um ein Jahr. Zwei Minuten im Baikalsee verlängern es um zwei Jahre. Drei Minuten im Baikalsee beenden es sofort.
So lautet eine russische Weisheit. Zumindest laut Arne und Tobi, und obwohl Arne es abstreitet bin ich mir nicht sicher, ob er diese Weisheit nicht direkt von Tobi hat…
Aber alles von vorne. Am 24.9. sind wir morgens um 8 mit der Marshrutka von Bargusin nach Ust-Bargusin gefahren. Wir hatten uns im Vorfeld keine Tickets organisiert (wie das hier üblich zu sein scheint), da wir den entsprechenden Laden nicht gefunden hatten. Also morgens direkt die Sachen gepackt (da hier noch gar kein Foto von uns mit Gepäck zu sehen war)
und zur Marshrutka gelaufen. Im Nachhinein war es vermutlich besser (oder zumindest günstiger), weil man offiziell von Bargusin nur zurück nach Ulan Ude fahren kann. Ust-Bargusin liegt zwar auf dem Weg dorthin, wird aber nicht direkt angefahren. Für den Fahrer war dies vermutlich ein Hosentaschengeschäft – uns egal, sonst hätten wir uns einen anderen Weg ausdenken müssen, um an den See zu kommen.
Diese Marshrutka war immerhin einigermaßen ausgebucht (auch wenn die Klappsitze noch frei waren), und ein bisschen diverses Gepäck war auch mit an Bord:
Kein Platz um die Beine zu bewegen, aber den Samowar (ein großes Heißwassergefäß) an Bord, so muss das sein! Für alle die Hühner erwartet haben – sorry, so weit geht’s hier leider nicht!
Mit 9 Uhr Ankunft hatten wir noch den ganzen Tag zur Verfügung – oberste Priorität hatte damit (wie eigentlich immer) das Essen, gefolgt von einer Übernachtungsmöglichkeit. Man muss Prioritäten setzen! Direkt am Ortseingang saß dann zum Glück auch direkt eine Babushka, die endlich mal Omul verkaufte! Omul ist ein Lachsähnlicher Fisch, der nur im Baikal vorkommt, und geräuchert nach einer Mischung aus Lachs und Forelle schmeckt. Der Fisch wird ausgenommen, geräuchert, und teilweise entgrätet verkauft und sieht dann in etwa so aus:
(Es handelt sich nicht um eine Scholle, der gute Omul wird nur aufgeklappt verkauft) Zum probieren gab’s erstmal nur einen.
Von einem vorbeifahrenden Auto wurden wir ein paar Minuten später direkt als Touristen erkannt – wer nach oben zu unserem Gepäck-Foto schaut, wird schnell die Ursache erkennen können: Wie jede vernünftige Gruppe von Deutschen im Ausland, sind wir ausschließlich mit adidas-Schuhen unterwegs! In unserem Fall auch noch identische Sambas, was aber optional ist. (Wer aufmerksam war, hat vielleicht in den letzten zwei Wochen bemerkt dass wir auch identische Badelatschen besitzen. Diese Art des Partnerlooks war nicht vorgesehen)
Wie auch immer, der Fahrer gehörte zum örtlichen Guesthouse – damit war dann auch recht schnell die Örtlichkeit zum übernachten geklärt. Nicht dass man hier viel Auswahl hätte, Ust-Barguzin sieht im Grunde genauso aus wie Bargusin, nur dass es noch weniger befestigte Straßen gibt.
Nächster Punkt auf der Tagesordnung: auf zum See, und dort etwas Zeit verbringen. Der Weg dorthin führte über weitläufige Sanddünen und sandige Wälder
und… zum Baikalstrand!
Sandstrand, Sonne, kein Mensch außer uns weit und breit, was will man mehr? Ein paar Grad auf dem Thermometer vielleicht, aber das ist hier ja nicht Malle.
Der Strand wurde genossen, es folgte eine Wanderung direkt am selbigen zum Bargusin hinauf. Beim Versuch von der Flussmündung zurück zum Dorf zu kommen, waren wir dabei nur wenige Male plötzlich vom Wasser umschlossen und gezwungen umzukehren!
Mittagessen: Omul mit Brot. Geschmacklich als sehr gut befunden, gab es dann auch für jeden einen.
Nachmittagsbeschäftigung: Nochmal zum See, und ein Bier dort genießen… Das Bier wurde geöffnet, ich habe mir etwas Mut angetrunken, und da mich diese Reise vermutlich ein Jahr meines Lebens kostet, versuchte ich mir selbiges zurückzuholen!
Ich habe Arne mit meinem plötzlichen Sprung Richtung Wasser leicht überrascht (wenn ich anfange darüber nachzudenken was ich da eigentlich gerade mache, hör ich nur auf), ein bisschen Bild- und Video-Material hat er aber sammeln können:
[wpvideo hhIpnUgy]
Auch wenn das Video nur 27 Sekunden lang ist, bin ich zuversichtlich auf die Minute gekommen zu sein. Insgesamt habe ich drei dieser unglaublich agilen Omulsprünge ins Wasser gemacht. Glücklicherweise hört man dank dem Wind meine Schmerzensschreie nicht!
Am abschließenden Bier-Selfie (etwas hatte ich mir natürlich als Belohnung aufgespart) erkennt man auch direkt den Effekt meines Bades:
Der einzelne, über mir einfallende Lichtstrahl ist wohl eindeutig die Nachricht des Herrn, dass ich das zusätzliche Jahr verdient habe (auf zwei Minuten Badezeit bin ich eher nicht gekommen)!
Morgen, am 25.9. geht es um voraussichtlich 6 Uhr weiter zurück nach Ulan Ude… Nach unserem Bier haben wir den Ort noch etwas besichtigt, Arne hat die Banya des Guesthouse genutzt (da er ja nicht im See war), und zum Abendessen gab es… leckeren Omul! Hier existiert zwar scheinbar überhaupt kein Restaurant, aber der Fisch ist durchaus eine kulinarisch angemessene Alternative!