[4431 km] 1 Tag (und ein paar Stunden) Krasnoiarsk
Um 6:35 Uhr lokaler Zeit ist unser Zug pünktlich wie immer in den Bahnhof eingefahren.
Krasnoiarsk hat als Stadt zwei erwähnenswerte Sehenswürdigkeiten:
Einen Staudamm und eine Eisenbahnbrücke. Die Brücke haben wir während der Einfahrt in die Stadt vielleicht von innen gesehen, da war ich aber nicht so ganz aufnahmefähig. Der Straudamm hat zwar einen interessanten Treppenlift für Schiffe jeden Alters, aber… Zunächst mal ein Video dazu (nicht von uns):
Wer das Video anschaut und etwas Ingenieursgeist in sich trägt, wird wie wir zunächst hellauf begeistert sein. Die Fahrt dauert aber leider nicht wie im Video drei Minuten, sondern eher eine Stunde, findet (wenn überhaupt) nur ein paarmal am Tag statt, und das Ding macht durchgehend
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Wir beschlossen also, diese sozialistischen Errungenschaften auf die gemütliche Art zu besichtigen:
Oben Damm, unten Brücke, kombinierter Wert der zwei Scheine: Etwa 26 Cent. Und dafür mussten wir nicht nichtmal das Hotel verlassen.
Einen guten Grund zum Verlassen des Hotels (und für unseren Aufenthalt überhaupt) gab es natürlich trotzdem: Vor der Stadtgrenze liegt der Stolby-Nationalpark.
Ein Stolb ist ein großer Haufen aus großen Vulkansteinen, ohne ein eigener Berg zu sein. Mehr so eine Art große Spitze. Das sieht dann so aus:
Also, den richtigen Bus zum Park gesucht, ein Schild entdeckt dass irgendetwas nach 2km in einer kleinen Straße Richtung Park kommen soll (SO gut ist unser kombiniertes russisch leider noch nicht), und davon ausgehend dass dort vermutlich der Sessellift beginnt von dem wir gelesen hatten, einfach mal losgelaufen. Der Lift kam nicht, wir wollten natürlich in den Park, also sind wir einfach weitergelaufen. Grob 7 bis 8km bergauf zum… Basislager! Zum Glück gab es im Park ein hochpräzises Kartenleitsystem, auf dem genau zu erkennen war wo wir gerade waren!
Gute Wanderer sind außerdem natürlich bestens auf alle Eventualitäten vorbereitet, besonders was Essen und genug Wasser betrifft.
Viele Russen sind gute Wanderer.
Wir hatten immerhin noch einen kleinen Rest Wasser vom Vortag und ein par Bonbons dabei.
Mit der Agilität eines Frettchens bin ich zum ersten Stolb vorausgelaufen (ja, ich war aufgeregt), und habe direkt den Versuch unternommen diesen zu erklimmen! Dort bin ich leider nur ein Stück raufgekommen – dann stand ich vor einer ziemlich glatten Steinwand. Die richtig große Aussicht gab es auch nicht unbedingt… Dafür hatte ich trotz meiner Höhenangst zumindest viel Spaß dort oben. Außer beim rauf- und beim runterklettern. Und beim Rumstehen oben natürlich. Aber ansonsten war’s sehr schön! Arne hatte zuviel Angst, blieb unten, und murmelte irgendwas von “keine Aussicht“.
Beim nächsten Stolb traute er sich zumindest auch ein bisschen:
Aller guten Dinge sind drei, der dritte Stolb belohnte die Kletterarbeit tatsächlich mit einer ziemlich schönen Aussicht (Panorama, klicken zum Vergrößern):
Das bisschen Stadt am Fluss unten (dem Jenissei) ist übrigens Krasnoiarsk.
Als echte Profi-Wanderer haben wir noch die weiteren großen Stolby im Park gesucht, dank unserem messerscharfen Orientierungssinn und dem Leitsystem im Park überhaupt kein Problem:
Ein paar weitere Fotos von Stolby (ein tolles Wort!) und Aussichten:
Wir haben uns dann aus zwei Alternativen für den länger wirkenden Wanderweg entschieden, der uns nach weiteren 7km durch einigermaßen wegsames Gelände tatsächlich…. Zum Sessellift brachte!
Da meine Höhenangst an diesem Tag noch nicht genug beansprucht wurde, haben wir diesen ins Tal genommen. Aus irgendeinem Grund hatte Arne wieder zuviel Angst, vom ängstlichen Jan ein Foto zu machen (obwohl der seine Hände nicht von der Haltestange heben konnte), daher hier leider kein Foto von mir. Nach 6 (vielleicht 7?) Stunden einigermaßen unerwarteten Wanderns im Park ohne Essen wurde das auch langsam Zeit…
Ach ja, im Post zur letzten Zugfahrt gibt es übrigens ein Update, das mich im großen Zuganzug außerhalb der Bahn zeigt! Wo wir bei der Bahn sind – als nächstes steht gleich die Fahrt nach Ulan-Ude ins Haus, und die Zugnummern sinkt weiter – Nummer 20 wird uns sicherlich äußerst luxuriös über etwa 26 Stunden befördern! Man darf gespannt sein!