[2250 km] 2 Tage Tobolsk
Dem heutigen Beitrag gehen ein paar Worte zum Kilometerstand voran: Die TransSib ist zwar von Moskau bis Vladivostok mit Kilometerständen versehen, durch diverse mögliche alternative Strecken (wie bei uns über Kazan) und häufiger Um- und Neubauten ganzer Streckenabschnitte sind diese aber eher im Allgemeinen alles andere als akkurat. Wir bewegen uns außerdem mit Tobolsk von der Hauptstrecke weg… Lange Rede, kurzer Sinn: Ich versuche die Distanz so sinnvoll wie möglich anhand der mir zur Verfügung stehenden Informationen (offizielle Information des RZD, Plan in Zügen, Lonely Planet) zu nutzen, um auf eine einigermaßen sinnvolle Zahl zu kommen.
Den 16. und den 17. September haben wir im beschaulichen Städtchen Tobolsk verbracht. Es gilt ein ähnliches Motto wie schon in Kazan: Für seine Größe fühlt sich dieses Städtchen sehr klein an! 100000 Einwohner, also etwas kleiner als Göttingen. Auf der Straße sieht man aber maximal ein Zehntel der Autos und Menschen, wenn überhaupt.
Tobolsk besitzt auch wieder einen Kreml (und zwar den einzigen im asiatischen Teil Russland, womit dieser dann der letzte für uns ist):
Die Kirchen sind hier direkt in die Mauern gebaut, es befinden sich diverse kleine Türen in den Mauern, diese noch nicht durchgängig begehbar und nur teilweise mit Schusslöchern ausgestattet… Die Verteidigungsstrategie scheint eher zu sein: Ganz ehrlich, wir sind eine kleine Stadt mitten in Sibirien, was wollt ihr denn damit?
Im nördlichen Teil des Kreml befindet sich der “Seating court“, der offenbar in den letzten Jahren deutlich renoviert wurde. Von außen bietet sich dieser interessante Anblick:
Von innen wurden in die Mauern diverse Souvenir-Läden (die für mich alle gleich aussehen), ein Restaurant und ein Hotel gebaut… Das ganze besitzt eher ein Heide-Park-Feeling, wie man schon auf dem Bild von außen erkennt. Nichts wie raus dort!
Der Kreml liegt direkt an einer Abbruchkante, was einen guten Ausblick auf die von uns so getaufte Unterstadt ermöglicht:
Man erkennt gut den Irtysch auf dem Foto… Da wir keine Schifffahrt auf der Wolga mitmachen konnten, dann eben hier. Es handelte sich zwar um eine Autofähre, und auf der anderen Seite befindet sich außer einer matschigen Straße exakt nichts, aber für umgerechnet 12 Cent pro Person und Überfahrt kann man das ja mal machen. Dazu ein Foto von Seebär Arne:
Eine weitere erwähnenswerte Idee von uns war, einen leckeren Räucherfisch auf dem lokalen Markt zu kaufen. Ich liebe es, wenn zuhause einer frisch geräuchterten Forelle das Fleisch praktisch von den Gräten gleitet… Hier war das Gegenteil der Fall, und etwas mehr Gewalt nötig!
Super, damit kam für den Rest des Tages zu unserem sowieso schon vorhandenen Grundaroma noch eine leichte Fischnote hinzu (zum Glück am ersten Tag, also eine Nacht und eine Dusche vor der Weiterfahrt).
Das obligatorische Bier war diesmal etwas größer:
Heute wartet eine Umsteige-Verbindung auf uns: 4 Stunden Kurzstrecke nach Tjumen, nach einer Stunde weiter nach Krasnojarsk für 26 Stunden im Zug mit der Nummer 82. Dank Zeitverschiebung haben wir damit zwei Nächte im Zug, Ankunft ist am Montagmorgen. Arnes Antwort als ich ihn über die ungewohnt niedrige Nummer unter 100 hinwies: “Verrdammt, da müssen wir uns ja vorher waschen!“